James Cook

[293] James Cook, wurde 1728 in der Englischen Provinz Yorkshire geboren. Sein Vater, ein Landmann, erzog ihn sehr schlecht, und brachte ihn als Matrose auf ein Steinkohlenschiff. Hier entwickelte sich sein Talent zur Mathematik, und zum Studium des Seewesens, welches er mit dem unermüdetsten Eifer betrieb. Bald wurde er, nach einigen kleinen Seereisen, Steuermannsgehülfe, dann Schiffsmeister, zeichnete sich im Jahr 1759 bei Quebek im Kriege gegen die Franzosen rühmlichst aus, und unternahm auf Befehl Königs Georgs III. von Großbritannien 1764 bis 1767 eine Reise nach Neufoundland, um die Küsten dieser Insel auszu. messen und aufzuzeichnen. Nach glücklicher Endigungdieses Geschäfts wurde er auf Lord Hawkeʼs Empfehlung Schiffslieutenant und Commandeur eines Schiffes, welches auf astronomische und geographische Entdeckungen in die Südsee geschickt wurde. Auf dieser Reise, die von 1768 bis 1772 dauerte, begleiteten ihn Banks, Solander, und mehrere große Männer; und Cook machte während derselben viele Entdeckungen, besonders auf Otaheiti, Neuholland und Neuseeland; fand bei letzterem die äußerst gefahrliche Meerenge, die nachher den Namen Cooks Meerenge erhielt; und wurde nach seiner Rückkehr commandirender Schiffsmeister (eine Stelle zwischen Schiffslientenant und Schiffscapitain). Der König übertrug ihm noch eine Entdekkungsreise gegen den Südpol, um zu erfahren, ob daselbst festes Land sei. Er unternahm sie 1772 nebst Fürneaux; und Forster, jetzt Professor in Halle, war sein Begleiter. Er drang so weit nach Süden vor, als es das schwimmende Eis zuließ, welches mit jedem Augenblicke [293] die Fahrzeuge zu vernichten drohte, konnte aber nirgends Land finden; er entdeckte im stillen Meere viele Eilande, deren keines von Wichtigkeit war, segelte noch einmal nach dem Südpol, ohne jedoch etwas mehr, als Eis zu finden, und erhielt nach seiner Rückkehr die Stelle eines Schiffscapitains. Allein noch eine ungemein wichtige Entdeckung war ihm vorbehalten; er sollte nehmlich untersuchen, ob eine nördliche Durchfahrt aus dem Atlantischen in das stille Meer vorhanden sei. Es wurden dazu 1776 zwei Schiffe unter Cooks und Clarkeʼs Anführung ausgerüstet. Cook fand nach verschiedenen Reisen im stillen Meere, die Meerenge, die Asien und Amerika trennt, fuhr an der nördlichen Küste Sibiriens hin, konnte aber wegen des vielen Eises weder eine Durchfahrt, noch Land gegen den Pol zu entdecken. Als er noch viele Inseln im stillen Meere gefunden hatte, gerieth er auf einer derselben, O-why-he oder Owaihi, in Streitigkeiten mit den Einwohnern, die ihm feindlich begegneten und viele Dinge entwendeten; als sie sogar ein Boot raubten, gab er Feuer auf einen derselben, und es erhob sich ein mörderisches Gefecht. Schon waren alle seine Leute vom Strande vertrieben worden, und einige geblieben, als Cook, der sich noch allein wehrte, von Keulenschlägen zerschmettert und von Dolchstichen durchbohrt zu Boden sank (1779. 14. Febr.). Sein Leichnam wurde zerrissen und großen Theils verzehrt; nur einige Stücke konnten die Engländer erhalten. So schreckenvoll endigte sich die glänzende Laufbahn des größten unter allen neuern Entdeckern, dessen Reisen in gerader Linie auf 40000 Meilen ausmachen, und dessen Bemühungen wir zuerst zuverlässige Aufklärungen über die Südsee, Südindien, die äußersten Gewässer in Süden, so wie auch unzählige Entdeckungen in der Astronomie, Botanik, Menschen- und Völkerkunde verdanken. Mit einem sehr glücklichen natürlichen Verstande verband er rastlose Thätigkeit, ausharrenden Muth, und lebhafte Theilnahme an der Noth seiner Gefährten Zwar verleitete ihn niedrige Erziehung zu Verachtung aller Gelehrsamkeit, und machte ihn habsüchtig, mürrisch und ungesellig: allein diese Fehler können seinem unsterblichen Ruhme nichts benehmen. Was er war, war er ganz allein durch sich selbst; und dieß entschuldigt nicht nur unsere Nachsicht, sondern [294] rechtfertigt auch unsre Bewunderung. Die neuern Entdecker Portlak, Dixon Wilson u. a. sind seine Schüler. Seine Reisen, die in England mehrmals beschrieben worden sind, hat für die Deutschen besonders Forster, sein Begleiter, bearbeitet; und die beste Biographie von ihm hat Wiedmann in zwei Theilen, (Erlangen 1789. 90. 8.) geliefert.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 293-295.
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