Samuel Foote

[38] [38] Samuel Foote, der Englische Aristophanes, wie er wegen seines beißenden Witzes und dann auch deßwegen genannt wird, weil er, wie der Griechische Dichter, lebende Personen aufs Theater zu bringen pflegte. Er war 1719, nach Andern 1717, zu Truro in Cornwallis geboren, und stammte aus einer guten Familie. Die Rechtsgelehrsamkeit, auf die er sich anfangs legte hörte bald auf nach seinem Geschmacke zu sein. Er heirathete eine junge Person von Familie; beider Neigungen stimmten jedoch nicht zusammen, und Foote überließ sich ohne Mäßigung seinem Hange zum Vergnügen, wodurch er bald in große Verlegenheit gerieth. In dieser Noth ging er aufs Theater und debütirte mit der Rolle des Othello, in welcher er unmöglich gefallen konnte; so wie er überhaupt in fremden Stücken nie vorzüglich spielte und sich daher auch nicht zum besten stand. Um das Jahr 1747 eröffnete er auf dem Hay-Markt eine kleine Bühne – wozu ihm der verstorbene Herzog von Cumberland vom Konige Georg II. die Erlaubniß ausmittelte – und erschien als Autor und Schauspieler zugleich. Foote verfertigte dazu eine Gattung von Schauspielen, die ein Mittelding zwischen Lustspiel und Farce waren, und in welchen er Begebenheiten des Tages und lebende Personen mit desto größerm Glücke aufs Theater brachte, da er das seltne Talent besaß, Gebehrden und Sprache anderer Menschen zum Erstaunen nachzuäffen. Sein erster Versuch ist unter dem Namen der Morgenbelustigung bekannt. Im J. 1748 that Foote eine beträchtliche Erbschaft und verließ die Bühne. Da aber das Geld bald wieder durchgebracht war, so spielte er von 1752 wieder bald in Drurylane, bald im Conventgarden, 1760 im Sommer auf dem Hay-Markte und seit 1762 alle Sommer daselbst, wo er sich eben so viel Ruhm erwarb als er Geld einnahm. Im Jahr 1766 brach er auf der Jagd mit dem Herzog von York das Bein, das er sich ablösen ließ. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er mancherlei Verdruß; er ward kränklich und überließ sein Theater an Colman. Er starb auf dem Wege nach dem südlichen Frankreich, wo er seine Gesundheit herstellen wollte, zu Dover am 21. Oct. 1777, und hinterließ einen natürlichen Sohn als Erben seiner Güter. Footeʼs Witz war unerschöpflich; so witzig er [39] auf dem Theater war, so witzig war er auch im Umgang. Aber Jedermann zitterte auch vor ihm; denn er verschonte Niemand, und keines seiner Bonmots ging verloren: doch hat er nie die Tugend verspottet, Laster und Thorheiten hingegen geißelte er ohne alle Rücksichten. Er hatte einst den Grafen von Sandwich, einen von den Pfeilern des Northischen Ministeriums, in einer großen Gesellschaft sehr lächerlich gemacht. Dieser erfuhr es; und da er bald nachher an einem öffentlichen Orte mit Foote zusammen kam, äußerte er seine Empfindlichkeit durch folgende Frage: »Sagen Sie mir doch, Herr Foote, auf welcher Seite die größte Wahrscheinlichkeit ist, ob Sie eher die Fr--n bekommen oder eher gehängt werden dürften?« Der Zweck dieser vielleicht ausstudirten Beleidigung wurde jedoch ganz verfehlt, da Foote dem Grafen eine Antwort gab, die ein Meisterstück des Witzes genannt werden kann; er sagte: »Mylord, dieß hängt nur von dem kleinen Umstande ab, ob ich eher Ihre Maitresse oder eher Ihre Grundsätze embrassire.« Foote war beim ersten Anblick schon eine drollige, burleske Figur, kurz und untersetzt, mit vollen Backen und großen, muthwilligen, geistvollen Augen; und er wackelte auf seinem hölzernen Beine mit einer seltsamen Beweglichkeit fort. Seine sämmtlichen dramatischen Werke wurden 1788 in vier Octavbänden unter Colmaus Aufsicht herausgegeben, und 1796 ist bei Friedrich Nicolai der erste Theil einer freien Uebersetzung davon erschienen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 38-40.
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