Heinrich der vierte

[185] Heinrich der vierte, Deutscher Kaiser, geb. 1050, gest. 1106, ein persönlich tapferer aber schlecht erzogner, äußerst ausschweifender und seinen Lieblingen [185] sich überlassender Fürst, unter dessen Regierung, die er in seinem sechsten Jahre unter der Vormundschaft seiner Mutter begann, die große Revolution ausbrach, welche in einem bürgerlichen Kriege wüthete, und sich mit Verringerung der kaiserlichen Macht endigte. Heinrich IV. hatte die Sachsen und Thüringer wider sich aufgereitzt und die angesehensten Deutschen Fürsten beleidigt; hierzu kamen die Bemühungen Gregor VII. (s. dies. Art.), den päpstlichen Stuhl unabhängig vom Kaiser zu machen und überhaupt die geistliche Gewalt so weit als möglich auszudehnen. Diese zwei mächtigen Triebfedern waren es, die auf diese Revolution bald wechselsweise bald zu gleicher Zeit wirkten. Gregor VII. ging so weit, daß er den Kaiser förmlich in den Bann that, so daß dieser sich genöthigt sah, i. J. 1077 in dem härtesten Winter nach Rom zu reisen, und sich zu einer höchst entehrenden persönlichen Abbitte zu entschließen. Auch seine eignen Söhne empörten sich wider ihn. Er starb 1106, nachdem er in diesem Jahre seinem Sohn Heinrich V. die Regierung förmlich abgetreten und großes Elend erdulden müssen. Man nennt ihn den Aeltern, auch den Großen; richtiger würde man ihn den Unglücklichen nennen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 185-186.
Lizenz:
Faksimiles:
185 | 186
Kategorien: