Johann Friedrich

[269] Johann Friedrich, Churfürst von Sachsen, wurde zu Torgau im Jahre 1503 geboren, und genoß unter der Aufsicht seines Vaters, Johanns des Beständigen, eine sehr gute Erziehung. Er liebte vorzüglich das Studium der Geschichte, und verfertigte selbst mehrere historische Aufsätze. Seine Regierung zeichnete sich durch eine Menge unangenehmer Vorfälle aus, und ward für ihn eine Quelle unzähliger Muhseligkeiten und Gefahren. Zu seinen heftigsten Gegnern gehörte Kaiser Carl der fünfte und dessen Bruder Ferdinand. Der Churfürst hatte sich lange Zeit geweigert, diesen Letztern als Römischen König anzuerkennen, und dadurch seinen Haß auf sich gezogen. Als Haupt des Schmalkaldischen Bundes beförderte Johann Friedrich die gute Sache der Protestanten, ließ in seinen eignen Landen eine Kirchenvisitation anstellen, züchtigte den unruhigen Herzog Heinrich von Braunschweig, überfiel endlich den Kaiser selbst mit einem Heer, nachdem er sich von seinen geheimen Absichten gegen die Protestanten überzeugt hatte, und würde ihn vielleicht gar in seine Gewalt bekommen haben, wenn er nicht mit den übrigen Häuptern des Bundes Zwistigkeiten gehabt hätte. Der auf den Churfürst aufs äußerste erbitterte Kaiser verband sich darauf noch näher mit dessen Vetter, dem Herzoge Moritz von Sachsen, ließ diesen den größten Theil der Sächsischen Lande mit Gewalt wegnehmen, nahm, da der Churfürst zur Befreiung seiner Lande mit einem Kriegsheer herbei eilte, in der Schlacht bei Mühlberg 1547 diesen Letztern gefangen, und entsetzte ihn der Churwürde. Der unglückliche Fürst mußte dem Kaiser als Gefangener überall nachfolgen, und erhielt nicht eher seine Freiheit und einige Besitzungen wieder, als bis der neue Churfürst Moritz selbst mit dem Kaiser uneinig geworden war, und ihn 1552 mit Krieg überzogen hatte. Nach Moritzens Tode machte Johann Friedrich einige Versuche zur Wiedererlangung der Churwürde; [269] allein er konnte nichts damit ausrichten, und starb bald darauf 1554. Man tadelte nicht ohne Grund an ihm, daß er auf einmahl gefaßten Meinungen zu hartnäckig bestand, und gegen seine treuesten Bundesgenossen zu wenig nachgiebig war. Hätte er sich überwinden können, dem tapfern Landgrafen Philipp von Hessen das Commando der Schmalkaldischen Bundesarmee allein zu überlassen, so würde mehr Ordnung und Einheit in dem ganzen Unternehmen geherrscht, und das Kriegsglück eine günstigere Wendung genommen haben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 269-270.
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