Leopold

[385] Leopold, Fürst von Dessau, ein berühmter alter Preußischer Kriegsheld, der noch jetzt in dem Andenken der Preußischen Armee unter dem Namen des alten Dessauers lebt, wurde i. J. 1676 geboren, und zeigte schon in seiner frühesten Jugend, in welcher man ihn mehr dem Frieden zu widmen dachte, den unwiderstehlichsten Hang zum Militair. In seinem 12. Jahre gab ihm Kaiser Leopold ein Regiment, und in seinem 16. erhielt er das Regiment seines Vaters, welcher Preußischer General-Feldmarschall und Statthalter von Berlin war. Nachdem er zwei Jahre gereist war, that er i. J. 1696 seinen ersten Feldzug am Rhein. [385] Im Spanischen Successionskriege zeigte er sich als einen überaus klugen, tapfern und beharrlichen General; der Sieg bei Hochstädt (1704) wird ihm größten Theils zugeschrieben. Nicht minder tapfer focht er das Jahr darauf als Anführer der Preußischen Völker in Italien. Nachdem ihm späterhin das Commando der Preußen in den Niederlanden übertragen worden war, ward er 1712 General-Feldmarschall und geheimer Kriegsrath. Bald darauf starb der König, dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. ihm so zugethan war, daß er fast stets um ihn sein mußte; auch war er durch seine Mutter (eine Schwester der ersten Königin von Preußen) nahe mit dem Preußischen Hause verwandt. Der König zog mit ihm wider die Schweden zu Felde; allein Leopold war der eigentliche Heerführer, und erntete auch hier Lorbern ein. Nach dem Tode dieses seines königlichen Freundes schenkte ihm Friedrich II. ein gleiches Zutrauen. Er gab ihm, da er seinen ersten Feldzug in Schlesien that, das Commando über die Armee, welche die Brandenburgschen Lande wider einen befürchteten, jedoch nicht erfolgten, Einfall von Hannover decken sollte, und i. J. 1742 das Commando in Schlesien. Bei dem neuen Einfall in Böhmen, 1744, stand Leopold mit einer Armee bei Magdeburg, welche er nachher nach Schlesien führte, wo er bei der Abwesenheit des Königs commandirte, das Jahr darauf das Oestreichische Corps, das in Schlesien einzubrechen drohte, zum schleunigen Rückzuge zwang, endlich (da der Friede dieses Jahr nicht zu Stande kam, vielmehr dem König neue Gefahren drohten) von Magdeburg aus über Leipzig bis gegen Dresden vordrang, und den Sachsen die blutige Schlacht bei Kesselsdorf lieferte (d. 15. Dec.), worauf Dresden in Preußische Hände fiel, und der Krieg einstweilen geendigt wurde (Vergl. den Art. Friedrich II.). Leopold begleitete darauf den König nach Berlin, und ging nach einiger Zeit nach seiner Residenz – wohin er sich, so oft er nicht zu Felde war, begab, um für sein Land, besonders in Rücksicht auf Landesökonomie und Anlegung nützlicher Baue, zu sorgen –, wurde aber 1747 unvermuthet von einem tödtlichen Schlage getroffen. Mit seiner Gemahlin, Anna Föhsin (s. dies. Art.), hat er 9 Kinder gezeugt, und in einer sehr guten Ehe gelebt. Seine Sitten waren übrigens[386] äußerst rauh, dabei aber sehr populair; auch war er der Liebling der Soldaten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 385-387.
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