Rennthier

[183] Rennthier, Reiner, Rancher, ein besonders in Lappland und einigen andern nordischen Ländern einheimisches Thier, das dem Hirsche sehr ähnlich ist. Die zahlreichen Heerden solcher Thiere machen den Reichthum von den Bewohnern der gedachten Länder aus. Ihr schneller Lauf macht sie zum Reisen, zum Fortschaffen der Waaren und andern [183] ähnlichen Diensten höchst brauchbar; und wegen der Butter und Käse, die sie in Menge geben – die Milch derselben ist so fett, daß man sie zur Hälfte mit Wasser verdünnen muß – sind sie für die Nahrung der Menschen in gleichem Grade nützlich. Ungeachtet der Aehnlichkeit mit dem Hirsche ist doch das Rennthier viel größer, hat statt der zwei Geweihe des Hirsches noch ein drittes mitten auf der Stirne, und ist, ob es gleich nicht so dünne Beine hat, doch ungleich flüchtiger. Der Lappländer weiß übrigens dieses von Natur wilde Thier dennoch so zahm zu machen, daß er es, und zwar nur dieses einzige, als Hausthier ernährt. Auch von seinen einzelnen Theilen macht er noch den herrlichsten Gebrauch: die Haut als Kleidung, sein Fleisch zur Nahrung, die Sehnen zum Zwirn und Strickwerk. Auch sind die Rennthier-Häute ein bedeutender Gegenstand des Handels nach England, Frankreich etc.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 183-184.
Lizenz:
Faksimiles:
183 | 184
Kategorien: