Die Simonie

[291] Die Simonie ist eigentlich das Verbrechen, wenn man etwas Geistliches (Spiritualo) – als wohin die Sacramente und die Gaben des heil. Geistes gerechnet werden – oder was mit demselben verbunden ist (als das Pfarr-Recht, die geistlichen Beneficien, die Kirchen-Einkünfte, Zehenden etc.), gegen eine zeitliche Sache (Temporale) zu erlangen sucht – kauft. Den Namen hat man diesem geistlichen Verbrechen von dem Zauberer Simon, wiewohl unpassend, beigelegt, welcher den Aposteln Geld anbot, damit sie ihm die Macht ertheilen möchten, daß die, welchen er die Hände auflegte, auch den heiligen Geist empfingen. Ob nun zwar gleich die böse Gewohnheit, die Kirchenämter zu verkaufen, schon im 4. Jahrhunderte einriß – in den ersten 3 Jahrhunderten weiß man gar nichts davon – so wurde doch der Name dieses Verbrechens selbst erst im 6. Jahrhunderte gebraucht; allein man war über den Begriff desselben und über das, was man eigentlich alles dazu rechnen sollte, sehr uneinig; auch wußte man so viel Limitationen dabei zu erdenken, daß es sehr leicht hielt, hindurch zu schlüpfen und der Strafe sich zu entziehen, welche eigentlich für den Candidaten den Verlust des geistlichen Amtes, und für den, der ihm dazu beförderlich gewesen, den Verlust des erhaltenen Geldes, als auch seines eignen Amtes, zur Folge hat. – Bei den Protestanten wird hauptsächlich unter Simonie das Vergehen verstanden, wenn Einer durch Geld oder andere Nebenwege zu einem geistlichen Amte gelangt; und es ist daher auch in gewissen Ländern (z. B. im Preußischen) der Eid mit eingeführt, wo der Candidat beschwören muß, daß er nicht auf solche Art zu dem Amte gelangt sei.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 291-292.
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