Der Trope

[239] Der Tropetropus – (a. d. Griech.) ist in der Redekunst eigentlich nichts anders, als die Ableitung eines Worts, einer Redensart auf andere Bedeutungen. Genau genommen, spricht man fast immer in Tropen, ohne darauf zu merken. Wenn man z. B. sagt: Ganz Deutschland sieht mit Bewunderung auf den Mann; oder: die ganze Stadt trauert – so wird das Wort Deutschland, oder die Stadt von seiner eigentlichen Bedeutung abgeleitet und auf die Nation, die Bewohner Deutschlands oder der Stadt angewendet; folglich spricht man in Tropen, ohne sie selbst zu bemerken, weil die Gewohnheit sie schon gleichsam als eigentliche Ausdrücke eingeführt hat. Ein Trope nun, (oder eine solche Verwechselung der Begriffe), wird gebraucht, bald, um das Anstößige des eigentlichen Ausdrucks zu vermeiden (z. B. der Mensch hat geschwind gelebt – Statt: er hat sich manchen den Körper schwächenden Wollüsten ergeben etc.) bald, um die Vorstellung durch bildliche Darstellung noch anschaulicher zu machen, u. s. f. So angenehm, ja oft nothwendig es ist, in solchen Tropen zu reden, so wird es doch öfters höchst abgeschmackt und lächerlich, wenn gewisse Menschen, um recht zierlich zu sprechen, oder um im gesellschaftlichen [239] Leben alles Anstößige, Rohe etc. zu vermeiden, beständig dergleichen tropische Redensarten ängstlich aufsuchen und sich gleichsam zu eigen machen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 239-240.
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