Die Vandalen

[290] Die Vandalen, eines von den Germanischen Völkern, die bei der großen Völkerwanderung in das Römische Reich einfielen. Sie wohnten ursprünglich zwischen der Elbe und der Ostsee, verbanden sich schon im zweiten Jahrhundert mit den Marcomannen gegen die Römer, und setzten sich nachher an der Donau fest, wo sie einige Zeit in Ruhe lebten. Zu Anfang des 5. Jahrhunderts drangen sie unter ihrem König Godegisil über den Rhein in das heutige Frankreich, und nachdem sie die schönsten Städte dieses Landes zerstört hatten, zogen sie sich über die Pyrenäen nach Spanien. Da sie aber an den Westgothen einen hartneckigen Widerstand fanden, so segelten sie auf die Einladung des Römischen Statthalters Bonifacius unter dem Geiserich (Genserich) 429 nach Afrika, und errichteten auf der nördlichen Küste dieses Erdtheils das Vandalische Reich. Geiserich wußte dieses Reich durch seinen Muth dergestalt zu befestigen, daß sich die Römischen und Griechischen Kaiser vergeblich bemühten, es zu vernichten. Er setzte sich sogar in Sicilien fest, drang nach Italien, plünderte Rom, und machte sich, nachdem er eine zahlreiche Griechische Flotte unter dem Basiliscus geschlagen hatte, zum Herrn auf dem Mittelländischen Meere. Aber bald nach seinem Todte (477) verfiel die Macht des Vandalischen Reichs, bis es 534 von dem Belisarius (s. dies. Art.), einem Feldherrn des Kaisers Justinian, gänzlich zerstört wurde, und unter die Herrschaft der Griechischen Kaiser kam. Da sich die Vandalen durch Barbarei und Rohheit auszeichneten, so pflegte man öfters in unsern Tagen diejenigen Franzosen, [290] die zu den Zeiten der Robespierrischen Tyrannei die schönsten Kunstwerke zerstörten, und überhaupt alle Spuren der Cultur in Frankreich vertilgt wissen wollten, mit diesem Namen zu belegen: und

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 290-291.
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