Der Wechsel

[386] Der Wechsel – Wechselbrief (Ital. Cambio, Franz. Leitre de Change): dieses, in der Handlung so häufig vorkommende, Wort bedeutet eigentlich einen Tausch; hauptsächlich aber wird es von zweierlei Art von Verschreibungen gebraucht: nehmlich 1) der eigne Wechsel ist eine Schuldverschreibung, welche auf den Fall der Nichtbezahlung an dem darin bestimmten Tage den Verhaft des Schuldners nach sich zieht; 2) ein überwiesener Wechsel, (trassirter Wechsel, Tratte) wo der Empfänger eine gewisse Summe Geldes dem Auszahler dafür eine auf einen Dritten bezogene Verschreibung einhändigt, auf deren Vorzeigung dieser Dritte, sobald er sie acceptirt (d. h. erklärt hat, daß er die Summe zur Verfallzeit bezahlen will), unter gleichen Rechten, wie oben beim eignen Wechsel, zu zahlen verbunden ist (s. den Art. Trassiren). Wie wichtig zur Beförderung des Handels die Erfindung der Wechsel – deren nähere Erörterungen, Unterabtheilungen etc. hier nicht hergehören – sei, davon ist gewiß jeder, welcher nur etwas von dem Verkehr der handelnden Welt mit ansieht, überzeugt. Denn, ohne zu erwähnen, wie lästig [386] jedem in fremde und weit entfernte Länder reisenden Kaufmanne die mitzunehmenden baaren Gelder werden müßten, um damit den Einkauf bedeutender Waaren zu bestreiten; so ist es auch selbst für die Sicherheit, die Ersparung ungeheurer Kosten, für die Beforderung des gegenseitigen Verkehrs, und selbst für die Größe der Geschäfte der höchste Vortheil, der sich für den Handel eben sowohl als für jeden andern Reisenden nur denken läßt, auf solche Art die ungeheuersten Summen mit sich zu führen, ohne nur im mindesten durch die Last derselben beschwert zu werden. Mit vieler Wahrscheinlichkeit schreibt man die Erfindung den Venetianern oder Genuesern, als den ältesten Kaufleuten in Europa, zu, wovon auch selbst die meistentheils bei Wechseln üblichen Wörter, als: Sola, prima – valuta – a vista – a uso etc. welche Italiänischen Ursprungs sind, zeugen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 386-387.
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