Naïv (zweisilbig)

[88] Naïv (zweisilbig), Naïvetät heißt eigentlich: etwas natürliches, der Natur des Gegenstandes angemessenes; dann nimmt man es in der engsten Bedeutung für etwas unerwartetes, mit einer unschuldigen Offenheit verbundenes. Das Wort wird sehr vielfach gebraucht, und es ist daher schwer, eine feste bestimmte Bedeutung davon anzugeben; indessen ist so viel gewiß, daß das Wesen des Naiven in einer gewissen mit der Natur übereinstimmenden Einfalt und Offenherzigkeit im Denken, Reden und Handeln besteht, ohne etwas gelerntes oder gekünsteltes zu zeigen, so daß es gegen das Feinere, Ueberlegtere etc. absticht; und daß es seinen Ursprung in einer ganz unbefangenen, unverdorbenen, mit richtigem Gefühl begabten Seele hat.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 88.
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