Anbetung

[78] Anbetung oder Adoratĭon hieß ursprünglich die Huldigung, welche die spätern röm. und byzantin. Kaiser von ihren Unterthanen foderten; sie bestand darin, daß Alle, die vor dem Herrscher erschienen, vor ihm niederfielen und ihm die Füße küßten, was noch gegenwärtig in den morgenländ. Reichen und am päpstlichen Hofe Sitte ist. In der christlichen Kirche gebrauchte man anfangs Anbetung für gleichbedeutend mit göttlicher Verehrung; als aber später nächst dem höchsten Wesen auch eine Menge Heilige ziemlich allgemein göttlich verehrt wurden, bestimmte die Kirche, daß dem höchsten Wesen allein Anbetung gebühre, den Heiligen aber blos Verehrung zu Theil werden könne. Eine etwas höhere Verehrung, die Mitte zwischen Anbetung der Gottheit und der Verehrung der Heiligen haltend, erweisen die Katholiken der, durch die Consecration des Priesters in den wahren Leib Christi verwandelten Hostie und der Jungfrau Maria. Die evangelische Kirche kennt diese Unterscheidungen nicht, indem sie allein dem höchsten Wesen göttliche Verehrung beimißt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 78.
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