Calquiren

[366] Calquiren oder durchzeichnen heißt die Umrisse einer Zeichnung, eines Holzschnitts oder Kupferstichs dadurch auf das Genaueste abnehmen, daß ein gefirnißtes Papier darübergelegt und das Durchscheinende darauf nachgezogen wird, oder indem man die Rückseite der Zeichnung mit bunter Kreide einreibt, auf ein weißes Blatt legt und mit einer stumpfen Nadel die Umrisse übergeht, welche übertragen werden sollen. Will man das Original schonen, so braucht nur ein mit farbiger Kreide eingeriebenes Papier zwischen dasselbe und das weiße Blatt gelegt zu werden, welches zur Aufnahme des Durchgezeichneten bestimmt ist. Maler, Kupferstecher und ähnliche Künstler bedienen sich des Calquirens, wo die genaueste Nachbildung eines Originals gefodert wird. und namentlich ist es bei Frescomalereien unentbehrlich, da sich auf den frischen Kalk nicht zeichnen läßt. Der Künstler entwirft nämlich einen Carton (s.d.), d.h. eine Zeichnung des beabsichtigten Gemäldes, welche dessen volle Größe hat, hält diese an die frischgetünchte Wand und überträgt die Umrisse der Figuren darauf, indem er sie mit einem metallenen Stifte übergeht, wodurch auf der Wand ein leichter Eindruck derselben entsteht, oder indem er sie mit einer Nadel durchsticht und über die Löcher mit einem Säckchen Kohlenstaub hinfährt, der an der Wand haftet und die Zeichnung andeutet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 366.
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