Carton

[386] Carton wird in der Malerei die auf Papier, Pappe oder ähnlichem Grunde entworfene Zeichnung eines Gemäldes genannt, das in derselben Größe in Öl, Fresco, Mosaik, Glas ausgeführt oder als Tapete gemalt werden und wobei jene Zeichnung als Vorbild dienen soll. Bei der Tapetenweberei werden die Cartons meist ausgeschnitten und unter den Einschlag gelegt, um dem Arbeiter zur Richtschnur zu dienen; dasselbe geschah sonst auch bei Frescogemälden, wo dann die Cartons an die feuchte Wand gehalten und ihre Umrisse mit hölzernen oder metallenen Stiften umzogen und leicht angedeutet wurden, was man jetzt durch calquiren (s.d.) zu erreichen sucht. Die Cartons für manche Tapeten müssen auch in den Farben völlig ausgeführt sein, wie das z.B. der Fall mit den berühmtesten ist, welche von Rafael (s.d.) herrühren, und die er im Auftrag Papst Leo X. entwarf, der in den Niederlanden Tapeten zu einem Geschenk für König Karl I. von England darnach wirken ließ. Es waren 12 Darstellungen aus dem N. T., von denen sich aber nur sieben erhalten haben und dem König von England gehören. – In der Buchdruckerkunst bedeutet Carton ein Ersatzblatt, das die Stelle eines schon gedruckten, aber aus irgend einem Grunde fehlerhaften, in einem Buche einnehmen soll. – Cartons heißen ferner die pappenen Behältnisse, in welchen Kupferstiche, Zeichnungen u.s.w. aufbewahrt werden, sowie die Pappschachteln, welche zur Verpackung seidener Bänder, künstlicher Blumen, Spitzen und anderer Putzwaaren dienen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 386.
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