Carton

[285] Carton, nennt der Maler die, in gleicher Größe mit dem zu malenden Bilde ausgeführte Zeichnung, welche man gewöhnlich mit Kohle auf stark geleimtes Papier trägt. Um die leicht verwischbare Zeichnung fest zu halten, benetzt man die Rückseite mit möglichst kaltem Wasser, und läßt auf die Vorderseite den Dampf eines siedenden Wasserkessels strömen; dieser löst den Leim des Papieres auf, verbindet sich mit dem Kohlenstaub, und derselbe erscheint[285] nun fest auf dem Papier. Bei Frescogemälden wendet man die Cartons hauptsächlich an, sonst wurden sie auch noch für die künstliche Tapetenweberei gebraucht, in welchem Falle sie dann in Farben ausgeführt sein mußten. Zu diesem Behuf malte Rafael zwölf prachtvolle Cartons von riesiger Größe für Leo X., sie wurden in den Niederlanden gewirkt. Unbekannt mit dem Werth der Schätze, welche sie besaßen, ließen die Fürsten, denen der Papst sie schenkte, dieselben zum Theil verderben, vermodern. Casanova entdeckte in Dresden sieben dieser Tapeten.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 285-286.
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