Cäsar, Cajus Julius

[286] Cäsar, Cajus Julius, eine der glänzendsten Erscheinungen auf dem Schauplatze weltgeschichtlicher Thatengröße, der Stern eines Jahrhunderts, das der macedonische Alexander begann und der große Karl beschloß, der größte Mann seiner Zeit und zugleich der glücklichste, denn das Glück war an seinen Triumphwagen gefesselt, wurde am 6. des nach ihm genannten Juliusmonats des Jahres 106 vor Christus in Rom geboren. Seine Jugend, im Wechsel eifrigen Strebens und leichtsinniger Ausschweifungen verrauschend, fällt in die Epoche jenes Marius, der auf Karthago's Trümmern, ein entblößter Flüchtling, endete; ihn hatte Sulla verdrängt, unter welchem der junge Cäsar zuerst bedeutend hervortrat. Sulla verlangte, daß er seine Gemahlin Cornelia, Cinna's Tochter, verstoße, Cäsar verweigerte es und mußte fliehen, um der Aechtung zu entgehen. Seeräuber nahmen ihn gefangen, er erkaufte seine Freiheit und eilte nach Rom zurück, wo er in kurzer Zeit von einer Würde zur andern stieg. Volk und Senat ließen sich, ersteres durch glänzende Spiele und verschwend erische Geschenke, letzterer durch Cäsar's einschmeichelndes Benehmen und gleisende Beredsamkeit gewinnen, er ward zum Pontifex maximus gewählt und erhielt später Spanien jenseits des Ebro zur Provinz, welches er dazu benutzte, seine ungeheure Schuldenlast zu tilgen und für seine Absichten Soldaten und Geld zu erwerben. Nach Rom zurückgekehrt, vereinigte er sich mit Pompejus, der Cäsar's Tochter, Julia, [286] heirathete und Crassus 60 vor Christus zum ersten Triumvirate, empfing hierauf Oberitalien, Germanien und Gallien als Provinzen, und hier war es, wo er die germanischen und celtischen Völkerschaften unterwarf und sogar den Rhein überschritt, einer der denkwürdigsten Feldzüge in der Geschichte, von ihm selbst geschildert. Unterdessen war Julia gestorben und Crassus im Kriege gegen die Parther geblieben, das Triumvirat löste sich auf und Rom zerfiel in Parteien für Cäsar und Pompejus. Dieser, auf den Ebenen von Pharsalus geschlagen, floh nach Aegypten und starb dort; Cäsar eilte nach Pontus, eine einzige Schlacht reichte hin, den Pharnaces zu vernichten, und der Sieger schrieb nach Rom die drei Worte: veni, vidi, vici (ich kam, sah, siegte). Im Sturm ward Afrika bezwungen, Cäsar kam nach Rom, wurde zum Dictator auf Lebenszeit ernannt und mit königlichen Ehren empfangen. Die Trümmer der Pompejaner wurden in Spanien vernichtet, Cäsar hatte keinen Nebenbuhler mehr, denn auch der strenge Cato in Utica war nicht mehr und so fehlte nur noch der Augenblick, der ihm die Königskrone, wonach er strebte, auf's Haupt gesetzt hätte. Da blitzte noch einmal, zum letzten Male, der Geist jenes Brutus, der seine Söhne enthaupten ließ, in einem Sohne der Republik, in einem andern Brutus empor; mit Cassius und 11 andern Römern verschworen, retteten sie die Unabhängigkeit Roms. Von 23 Dolchstichen durchbohrt sank Cäsar an der Säule des Pompejus auf dem Capitol am 15. März 44 vor Christus.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 286-287.
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