Disputation

[574] Disputation bedeutet jeden Streit um Meinungen, und disputiren streiten; beide Ausdrücke werden aber besonders von mündlich und unter gewissen Feierlichkeiten öffentlich von zwei oder mehren Personen veranstalteten gelehrten Streiten gebraucht, wie sie auf Universitäten in lat. Sprache gewöhnlich sind. Es wird dabei das von dem Einen, dem Respondenten oder Defendenten, Behauptete vom Andern, dem Opponenten, bestritten, wobei ein älterer Universitätslehrer zur Aufrechthaltung der Ordnung den Vorsitz führt und davon Präses heißt, auch wol den von dem Opponenten zu heftig angegriffenen Unternehmer der Disputation in Schutz nimmt. Ist auch der eigentliche Zweck einer Disputation die Erforschung der Wahrheit über streitige Punkte einer Wissenschaft, so wird doch meist nur der Nebenzweck besonders ins Auge gefaßt, seine Kenntnisse, Gewandtheit im Denken und in der lat. Sprache zu beweisen, und es muß daher in der Regel Jeder eine Disputation halten, der eine akademische Würde erlangen oder Universitätslehrer werden will. Darnach unterscheidet man auch Promotions-, Habilitations-und Inauguraldisputationen, wovon erstere zur Erwerbung einer akademischen Würde, die andere zur Erlangung des Rechts, Vorlesungen an einer Universität zu halten, und letztere zum Antritt eines Lehramts gehalten wird. Misbräuchlich wird auch die beim Disputiren zum Grunde gelegte gelehrte Streitschrift die Disputation und Dissertation genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 574.
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