Journal

[511] Journal heißt eigentlich ein »Tagebuch« und es werden unter diesem Namen vorzugsweise diejenigen regelmäßig erscheinenden Schriften (Tageblätter, Wochenblätter, Monatsschriften, Vierteljahrsschriften) verstanden, welche entweder den Zweck der Unterhaltung oder der übersichtlichen Darstellung der in der Literatur auftretenden Neuigkeiten, der Fortschritte in Künsten und Wissenschaften, oder endlich eine Beurtheilung der bedeutendern dieser Erscheinungen zum Zweck haben. Auch die Zeitungen (s.d.) sind eigentlich Journale, pflegen jedoch unter diesem Namen nicht mit begriffen zu werden. Die Journale konnten erst aufkommen, nachdem das Lesen aufgehört hatte, nur das Eigenthum eines kleinern Kreises von Gebildeten zu sein, und wurden ein Bedürfniß, nachdem sich in Kunst und Wissenschaft ein so reges Leben entwickelt und zugleich die Menge neuer Erscheinungen auf diesem Gebiete so groß geworden war, daß es immer schwieriger wurde, eine Übersicht über dieselben zu erhalten. Die ersten Journale waren das »Journal des savans« seit 1665 in Frankreich, das »Giornali de'letterati« seit 1668 in Italien und die »Acta eruditorum« seit 1682 in Deutschland. Die Journale sind häufig zur Beförderung von Parteiinteressen benutzt worden, haben vielfach zur Ausbreitung schiefer und verleumderischer Urtheile gedient, sowie sie die Seichtigkeit und Oberflächlichkeit begünstigen; aber sie geben auch der Literatur eine eigenthümliche, der Wissenschaft und der Kunst selbst förderliche Regsamkeit, und der Verständige legt ihnen nur den vorübergehenden Werth eines Tagsgeschwätzes bei, wenn sie nicht durch gründlichere Auffassung ihres Gegenstands sich seine Achtung verschaffen. – Journal nennt man im kaufmännischen Geschäftsleben ein Buch, in welches gewöhnlich monatlich die vorgefallenen Geschäfte nach ihrer Gleichartigkeit zusammengestellt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 511.
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