Krise

[670] Krise, ein Wort griech. Ursprungs, bezeichnet einen Vorgang in dem belebten thierischen oder menschlichen Köroer, der in vielen Krankheiten desselben, besonders in den rasch verlaufenden fieberhaften, stattfindet und entweder Verschlimmerung oder öfter, wenn er nicht in seiner Entwickelung gestört wird, einen glücklichen Ausgang derselben herbeizuführen pflegt. In der Regel erfolgen gleichzeitig mit dem Eintritte der Krise vermehrte Ausscheidungen, durch welche der Körper sich alles Dessen zu entledigen strebt, was ihn bisher belästigte, und welche kritische Ausscheidungen genannt und durch verschiedene Organe bewerkstelligt werden, z.B. durch die Haut als reichlicher, starkriechender Schweiß, durch die Harnwerkzeuge als einen eigenthümlichen Bodensatz absetzender Urin, durch den Darmkanal als vermehrte und besonders beschaffene Stuhlausleerungen, als Blutungen aus den natürlichen Öffnungen des Körpers u.s.w. Diese kritischen Thätigkeitsäußerungen der Heilkraft der Natur finden in der Regel unter Zunahme sämmtlicher Krankheitserscheinungen statt, die indeß im glücklichen Falle nur vorübergehend ist und meistens mit dem Eintreten der kritischen Ausscheidung wieder verschwindet. Krisen können zwar, streng genommen, an jedem Tage der Krankheit eintreten, scheinen aber doch an manchen Tagen häufiger als an andern zu erfolgen und dann in der Regel glücklicher für den Kranken auszufallen. So pflegen sich die meisten Fieber am 7., 14. oder 21. Tage zu entscheiden. Dies sind dann die eigentlich sogenannten kritischen Tage. Die Vorbereitungen, welche ein kranker Körper zur Hervorbringung einer Krise macht, verrathen sich dem aufmerksamen Beobachter gewöhnlich schon drei Tage vorher.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 670.
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