Milz

[143] Milz heißt ein länglichrundes, bläulichrothes Eingeweide des Unterleibes, welches an der linken Seite unmittelbar unter dem Zwerchfelle zwischen dem Magen und den letzten falschen Rippen und über und zum Theil vor der linken Niere liegt. Es besteht aus einem lockern, schwammigen und sehr blutreichen Gewebe, das von einer Menge von Zellen gebildet wird, mit denen die Blutgefäße in unmittelbarer Gemeinschaft stehen und außer von dem Bauchfelle, seiner äußersten Hülle, noch von einer besondern sehr dünnen Haut umgeben ist. Das ganze Organ wird außerdem mittels einiger durch Falten des Bauchfells gebildeten Bänder an die Nachbartheile befestigt. Ausführungsgänge hat man bis jetzt an der Milz noch nicht entdecken können, auch ist ihre eigentliche Verrichtung noch unerforscht. Zuweilen findet sich außer dem eben beschriebenen Eingeweide noch eine Nebenmilz von kugelrunder Gestalt und der Größe einer welschen Nuß, deren Gefäße mit denen der Milz selbst in Verbindung stehen; letztere ist übrigens bei allen Wirbelthieren vorhanden. Seltener als andere Organe wird die Milz der Sitz krankhafter Zustände, wie die Milzentzündung, ein ziemlich schwer zu erkennendes Übel, das häufig in Eiterung und Brand übergeht und dann tödtlich wird; die widernatürliche Vergrößerung oder Verkleinerung, Erweichung oder Verhärtung derselben; die unter der Benennung Milz- oder Fieberkuchen bekannte und nach schlecht behandelten oder vernachlässigten und langwierig gewordenen Wechselfiebern zurückbleibende Anschwellung dieses Eingeweides u.s.w. Unter Milzstechen versteht man stechende Schmerzen, die sich, meist bei vollem Magen, nach starken Bewegungen, schnellem Laufen u. dgl. in der Milzgegend einstellen, übrigens ganz gefahrlos sind und sich mit eintretender Körperruhe von selbst wieder verlieren. Die Milzsucht und der Ausdruck milzsüchtig sind mit Hypochondrie und hypochondrisch gleichbedeutend.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 143.
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