Milton

Milton

[142] Milton (John), einer der berühmtesten engl. Dichter, geb. 1608 zu London, war der Sohn eines Notars, studirte zu Cambridge, wo er sich schon durch engl. und lat. Gedichte, sowie durch Fleiß auszeichnete.

Nachdem er noch im älterlichen Hause mehre Jahre sich mit den Alten und mit literarischen Studien beschäftigt hatte bereiste er 1638 Paris und die vornehmsten Städte Italiens und besuchte unter Andern Galilei (s.d.) im Inquisitionsgefängnisse zu Rom. M.'s Gelehrsamkeit und besondere Vertrautheit mit ital. Literatur und Sprache, in der er ausgezeichnete Sonette dichtete, verschafften ihm überall die zuvorkommendste Aufnahme, obgleich er, bei allem Ernste seines religiösen Gefühls, sowol in dieser als besonders in politischer Beziehung seine vorurtheilsfreien[142] Ansichten keineswegs verbarg. Nach seiner Heimkehr gaben ihm die Streitigkeiten und Unruhen, welche der Errichtung der engl. Republik vorangingen und sie begleiteten, mehrfache Gelegenheit, seine Meinung in Streitschriften geltend zu machen und sich sogar zu Gunsten der Hinrichtung Karl I. auszusprechen; die Gunst der republikanischen Machthaber konnte ihm daher nicht fehlen und er ward im Staatsdienst angestellt. Obgleich er nach Cromwell's (s.d.) Tode noch gegen Wiederherstellung des Königthums auftrat, sahe er sich doch nach Wiederaufrichtung des Throns von der ertheilten Amnestie nicht ausgeschlossen, ward aber sowol durch die politischen Verhältnisse, als auch durch fast gänzliche Erblindung in Folge seiner angestrengten Arbeiten, auf ein zurückgezogenes Leben angewiesen und widmete sich nun wieder der Dichtkunst. Unter seinen zuerst 1645 gesammelten engl. und lat. Dichtungen waren zwei vorzüglich ausgezeichnet, welche unter dem Titel »Allegro« und »Penseroso« die Weltansicht der Fröhlichen und Schwermüthigen geistreich schildern; alles bisher von ihm Geleistete übertraf er aber jetzt durch sein 1665 vollendetes, mehrmals auch ins Deutsche übersetztes Epos: »Das verlorene Paradies«, dem 1670 ein zweites, aber weit weniger ausgezeichnetes: »Das wiedergewonnene Paradies«, folgte. Auch als historischer und philosophischer Schriftsteller trat der unermüdliche M. auf, der, bei aller Heftigkeit im Streite, doch ein wohlwollendes und gefühlvolles Herz besaß. Von seinem streng katholischen Vater wurde er wegen seines Übergangs zum Protestantismus enterbt. Unglücklich fiel auch seine 1643 mit der Tochter eines königl. Gesinnten eingegangene Ehe aus, indem seine Frau ihn nach wenig Wochen wieder verließ, als sie jedoch später reuig zurückkehrte, von ihm freundlich wieder aufgenommen ward und in M. einen Beschützer ihrer Angehörigen gegen die Republikaner fand. Musik und Gespräch waren zuletzt die einzigen Erholungen M.'s, der im Nov. 1674 starb, dem aber erst 1737 ein Denkmal in der Westminsterabtei zu London errichtet werden durfte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 142-143.
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