Morgan

[188] Morgan (Lady) gehört zu den vorzüglichsten brit. Schriftstellerinnen der neuesten Zeit, wurde zu Dublin geboren und ist die Tochter des Schauspielers Ovenson. Als Schriftstellerin trat sie zuerst mit einigen Romanen auf, die geistreiche Darstellungen von irischen Sitten und Zuständen enthalten und von dem der früheste »Das irische Mädchen« (deutsch, Lpz. 1809) schon ihr vielseitiges Talent ankündigte. Ihre Verheirathung mit dem Arzte Morgan, dem die Ritterwürde verliehen ward, beeinträchtigte keineswegs ihre literarische Thätigkeit, die vielmehr zunahm, und von ihren spätern Romanen sind besonders »O'Donnel«, »Florenz Mac Carthy«, Die »O'Briens und O'Flahertys«, sowie außerdem der neueste »Die Fürstin oder die Beguine« (deutsch, Aach. 1835) anzuführen, der eine anziehende Schilderung von Zuständen aus Belgien enthält. Die Romane sind jedoch keineswegs die besten Werke der Lady M., die ihren Scharfsinn, ihre Gabe seiner Beobachtung und klarer Darstellung weit glänzender in ihren Schilderungen zeitgeschichtlicher Zustände verschiedener Länder bewährt hat, wo sie auf ihren Reisen verweilte. In dieser Art erschienen von ihr 1817 »Frankreich« (deutsch, 2 Bde., Lpz. 1825) und 1822 »Italien« (deutsch, 4 Bde., Lpz. 1822–23), welche in Rom, Sardinien und Östreich verboten, auch wegen derselben der Verfasserin der östr. Staat verschlossen wurde; eine Schilderung des politischen und gesellschaftlichen Zustandes in Frankreich vor der Juliusrevolution gibt ihr 1830 erschienenes »Frankreich im Jahre 1829« (deutsch, Lpz. 1830). In allen ihren Werken spricht sich Abscheu gegen Unterdrückung aus, und bei der Offenheit und Bitterkeit, mit denen sie zuweilen die Feder führte, hat die ihrem vielseitigen Talente gebührende Achtung ihr nicht blos im Auslande, sondern auch den Parteimännern Englands gegenüber, vielfache Unbilden und hämische Angriffe nicht ersparen können.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 188.
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