Stephanus [2]

[288] Stephănus (Robertus), ein berühmter Gelehrter und Buchdrucker, hieß eigentlich Robert Etienne und wurde 1503 zu Paris geboren. Er zeichnete sich zuerst durch eine ausgezeichnet correcte Ausgabe des N. T. aus, die er mit Simon de Collines besorgte. Er verheirathete sich mit Petronella, der Tochter des Buchdruckers Jodocus Badius Ascensius, welche ausgezeichnet lateinisch sprach. Seitdem er 1526 eine eigne Druckerei begründet, gab er eine Anzahl griech. und röm. Autoren heraus und 1534 erschien die erste Ausgabe seines »Thesaurus linguae latinae«. Nachdem er 1539 zum königl. Buchdrucker für das Lateinische und Hebräische ernannt worden war, veranlaßte er den König Franz I., die schönen Schriften gießen zu lassen, welche die königl. Buchdruckerei in Paris noch besitzt. Wiederholt war er den Verfolgungen der Sorbonne ausgesetzt, und nach Franz I. Tode, welcher ihn beschützt hatte, sah sich S. genöthigt, Frankreich zu verlassen. Er ließ sich 1552 in Genf nieder, errichtete hier eine eigne Druckerei und starb 1559. Zu den ausgezeichnetsten Schriften, welche aus seiner Druckerei hervorgegangen sind, gehören seine hebr. Bibel, die lat. Bibel (1538–40), das N. T. (1550, Fol.) u.s.w. – Sein Sohn Henricus S., oder Henri Etienne, schritt auf der von seinem Vater betretenen Bahn rüstig fort. Nachdem er sich eine gründliche gelehrte Bildung zu eigen gemacht, erwarb er 1554 die Erlaubniß, zu Paris eine Druckerei anlegen zu dürfen. Der reiche Ulrich Fugger unterstützte ihn in seinen Unternehmungen und er nannte sich daher aus Dankbarkeit einen Buchdrucker Fugger's. Er gab namentlich griech. Autoren heraus, deren Handschriften er während eines mehrjährigen Aufenthalts in Italien mühsam gesammelt hatte, und 1572 erschien sein »Thesaurus linguae graecae«. Die Großartigkeit seiner Unternehmungen hatte eine Zerrüttung seiner Vermögensangelegenheiten zur Folge. Er lebte zuletzt abwechselnd zu Orleans, Paris, Frankfurt, Genf und Lyon. Auf der Reise nach Lyon starb er 1598 in einem Hospitale.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 288.
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