Tabulatur

[352] Tabulătur, fälschlich auch Tablatur ausgesprochen, heißt ursprünglich die Gesammtheit aller zur Aufführung eines Tonstücks üblichen musikalischen Schriftzeichen. Diese Zeichen waren früher Buchstaben und Ziffern, wozu später noch die Linien kamen, welche die Octave andeuten, in der der betreffende Ton zu nehmen ist. Bis zur allgemeinen Einführung der Noten bezeichnete man die Töne durch Buchstaben. Noch jetzt hat man aus der frühern Schreibart einige Namen und Zeichen beibehalten, durch welche die Octave bestimmt wird, der ein Ton angehört. Man theilt nämlich die Töne in Octaven, von denen jede von c bis h aufwärts gerechnet wird und unterscheidet: 1) die unterste oder große Octave von Tabulatur bis Tabulatur und bezeichnet die in ihr liegenden Töne mit den großen Buchstaben C, D, E bis H; 2) die herauswärts folgende ungestrichene Octave von Tabulatur bis Tabulatur und bezeichnet die in ihr liegenden Töne derselben durch die kleinen Buchstaben c, d, e bis h; 3) die über dieser stehende, eingestrichene Octave von Tabulatur bis Tabulatur und bezeichnet die Töne derselben durch die kleinen Buchstaben mit einem Strich: Tabulatur, Tabulatur, Tabulatur bis Tabulatur 4) die zweigestrichene Octave von Tabulatur bis Tabulatur mit den Tönen Tabulatur , Tabulatur, Tabulatur bis Tabulatur u.s.w. Alle unter der großen Octave liegenden Töne werden Contratöne genannt. – Die Meistersänger nannten Tabulatur die von ihnen angenommenen Regeln, nach denen ein richtiges Gedicht verfaßt sein mußte, und in der Malerei bezeichnete man sonst mit diesem Worte die Decken- und Wandmalerei.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 352.
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