Noten

[307] Noten werden in der Musik die zur schriftlichen Angabe von Tönen gebräuchlichen Zeichen genannt. Das Bedürfniß einer solchen Tonzeichenschrift sprach sich schon im Alterthume aus und die Griechen verwendeten dazu die Buchstaben ihres Alphabets, vermehrten aber deren musikalische Bedeutung dadurch, daß sie dieselben theils in verschiedenen Stellungen anwendeten, theils ihre Form veränderten, wodurch sie gegen 1000 musikalische Zeichen erhielten. Diese große Menge hatten sie darum nöthig, weil sie nicht blos für jeden Ton der Vocalmusik oder des Gesanges, sondern auch für die der Instrumentalmusik ein besonderes Zeichen gebrauchten. Zu Ende des 6. Jahrh. wurden zuerst durch Papst Gregor I. oder den Großen die 15 Haupttöne des griech. Tonsystems auf sieben zurückgebracht und ihre Bezeichnung mit den sieben ersten Buchstaben des röm. Alphabets in der Art eingeführt, daß die großen Buchstaben die erste Stimme, die kleinen Buchstaben die höhere Octave, verdoppelte kleine Buchstaben die höchsten bedeuteten. Dabei blieb es in der Hauptsache, bis man anstatt der Buchstaben Punkte, welche auf und zwischen fünf Linien gesetzt wurden, das sogenannte Liniensystem, einführte und so zu der in vervollkommneter Gestalt noch geltenden musikalischen Zeichenschrift gelangte. Die Erfindung derselben wird gewöhnlich dem im 11. Jahrh. lebenden Benedictinerable Guido von Arezzo zugeschrieben, allein noch verstand man nicht durch besondere Gestaltung der Noten, indem man die Punkte in unausgefüllte kleine Quadrate verwandelte und ihnen Striche gab oder nicht, zugleich die verschiedene Zeitdauer der Töne mit anzugeben, welche Verbesserung im 14. Jahrh. durch Franco von Köln oder durch Joh. de Murs auch Jean de Meurs genannt, aufkam. Ihrem Zeitwerthe nach unterscheidet man ganze Tactnoten, halbe, viertel., sechszehntheil-, zweiunddreißigtheil-, vierundsechszigtheil-, hundertachtundzwanzigtheil-Noten. Durch den Druck vervielfältigt wurden Noten schon im letzten Viertel des 15. Jahrh. und zu diesem Behufe auf hölzerne Tafeln geschnitten; später stach man sie in Kupfertafeln, mittels der auch noch der vollkommenste Notendruck erzielt wird. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lernte man Zinnplatten dazu anwenden, in welche die Noten mit Stahlstempeln eingeschlagen werden, und benutzt jetzt auch den Steindruck zum Druck von Musikalien. Schon seit dem 16. Jahrh. war auch die Kunst bekannt, Musikalien mit metallenen, einzeln gegossenen und gleich den Buchstaben eines Buchs zusammengesetzten Noten zu drucken, litt jedoch an so großen Unvollkommenheiten, daß sie erst durch die von Immanuel Breitkopf (s.d.) in Leipzig seit 1755 dabei eingeführten Verbesserungen ihre Anwendbarkeit für jetzige Zeit erhielt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 307.
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