Tintenfisch

Tintenfisch
Tintenfisch

[436] Tintenfisch, lat. Sepia, heißt eine Gattung Weichthiere, welche zwei große, fast verständig aussehende Augen, einen hornartigen Schnabel und um diesen acht oder zehn große Fangarme mit Saugnäpfen haben.

Am Bauche haben sie einen Beutel mit einer schwarzbraunen Flüssigkeit, welche sie willkürlich von sich lassen, um das Wasser zu trüben. Mehre Arten haben unter der Haut des Rückens eine knochige Platte. Man brennt dieselbe weiß, verkauft sie unter dem Namen weißes Fischbein oder Walfischschuppe (lat. os sepiae) und benutzt sie zum Abreiben und Glätten verschiedener Gegenstände. Der hier abgebildete sogenannte [436] Meerpolyp, der Polypus oder Octopus der Alten, hat acht Arme und findet sich zwischen Klippen in den europ. und amerik. Meeren. Seine Arme benutzt er, um sich seiner Beute zu bemächtigen und damit beim Schwimmen zu rudern und um sich auf dem Meeresboden und selbst auf dem Lande fortzubewegen. Die hier noch besonders abgebildeten Saugnäpfe an den Armen wirken ganz wie Schröpfköpfe, indem sie sich luftdicht an die Gegenstände anlegen und dann nach innen eine luftleere Höhlung bilden. Mit denselben kann sich das Thier so fest anheften, daß man ihm die Arme abschneiden muß, um es abzulösen. Es macht besonders auf Krebse Jagd. Merkwürdig ist seine Eigenschaft, seine gewöhnlich rosenrothe Farbe verändern zu können. In einigen Gegenden pflegt man diese Polypen zu essen. Sie werden etwa 6 F. groß, doch erzählt der röm. Naturforscher Plinius von einem derartigen Thiere, welches 30 F. lange Arme gehabt hätte, die so dick gewesen wären, daß sie ein Mann kaum zu umspannen vermocht. – Der gemeine Tintenfisch, vorzugsweise Sepia genannt, auch Tintenschnecke oder Black fisch, wird nur über 1 F. lang. Er hat acht kurze Arme und zwei längere Fühler und wird besonders im mittelländ. Meere gefunden. Seine Haut ist röthlich, mit braunen Flecken besetzt. In dem daumenlangen Tintenbeutel befindet sich die braune Flüssigkeit, welche unter dem Namen Sepia als Malerfarbe geschätzt ist. Das Weibchen legt eine Menge Eier, welche traubenförmig aneinander hangen, und daher Seetrauben (lat. uvae maritimae) genannt werden. Auch liefert besonders dieser Tintenfisch das os sepiae. Er ist, wie der Meerpolyp, genießbar. – Der braune Saft der Tintenfische mit Biester vermischt, wurde zuerst von Seydelmann zu Zeichnungen, sogenannten Sepiazeichnungen, benutzt, welche großen Beifall fanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 436-437.
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