Vitalianer

[613] Vitalianer und Vitalienbrüder. Als gegen Ende des 14. Jahrh. der König von Schweden Albrecht von Mecklenburg mit Margaretha (s.d.) von Dänemark Krieg begonnen hatte, weil sie Erich von Pommern zu ihrem Nachfolger wählte und anerkennen ließ, von ihr aber besiegt und gefangen worden war, blieben ihm nur Stockholm und die Insel Gottland treu. Diese zu unterstützen und den Gefangenen zu befreien, suchte sein Bruder Johann von Stargard bei den Städten Wismar und Rostock Beistand, welche nun Denen, die gegen Dänemark, Schweden und Norwegen, jedoch auf eigne Kosten und Gefahr Kriegsschiffe und Kaper ausrüsten und Stockholm mit Zufuhr von Lebensmitteln versorgen wollten, ihre Häfen öffneten. Von dem letztern Umstande oder nach Andern, weil sie für ihren Unterhalt und Proviant selbst zu sorgen hatten, nannten sie sich Vitalienbrüder (Vital heißt Alles zum Leben gehörige), setzten sich in Besitz der Insel Gottland und trieben auch nach hergestelltem Frieden das Seeräuberhandwerk fort. Von der bei ihnen eingeführten gleichmäßigen Vertheilung der Beute hießen sie auch Gleichbeuter und Liekendeeler und wurden endlich durch den deutschen Orden von Gottland vertrieben. Sie ließen sich nun an der Küste von Friesland nieder und machten die nordischen Gewässer so unsicher, daß die Hanse dem Unwesen ernstlich zu steuern trachtete. Aber auch nachdem es den Hamburgern 1402 und 1403 gelungen war, die kühnsten Anführer der Seeräuber, Klaus Störtebecker, Wigman und Götke Michael mit mehr als 150 ihrer Genossen nach hartem Kampfe gefangen zu nehmen, die sämmtlich hingerichtet wurden, dauerten die Seeräubereien noch fort und hörten erst seit 1488 mit dem gänzlichen Verfalle dieses Seeräuberbundes auf.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 613.
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