Zwitter

[826] Zwitter, Hermaphroditen, werden organische Wesen (Menschen, Thiere, Pflanzen) genannt, welche anscheinend und mehr oder weniger die Geschlechtsorgane beider Geschlechter besitzen. Vollständige Zwitter, sodaß ein und dasselbe Individuum zur Zeugung und Begattung fähig wäre, wie das in einigen Thierclassen, z.B. bei den Schnecken, Regenwürmern und bei Pflanzen vorkommt, gibt es unter den Menschen nicht, und was man in dieser Art früher behauptete, entbehrt aller Begründung. Was in neuerer Zeit davon beobachtet [826] worden ist, läßt sich in zwei Classen ordnen, von welchen in die erste Diejenigen gehören, wo es durch die äußere Misbildung der Geschlechtstheile zwar zweifelhaft ist, welchem Geschlecht ein Individuum angehört, dieses aber bei genauerer Prüfung leicht erkannt wird. Die zweite umfaßt alle die Misbildungen, wo sich auch bei genauer Untersuchung der Geschlechtstheile nicht sogen läßt, ob man Weib oder Mann vor sich habe und selbst die genaue Beachtung der übrigen Körpereigenschaften dazu nicht hinreichte, sodaß sie für geschlechtlos zu erklären sind, obgleich auch an ihnen das Vorherrschen eines oder des andern Geschlechtscharakters überhaupt noch zu erkennen sein wird. Zwitterbildungen gaben oft zu gerichtsärztlichen Untersuchungen Veranlassung, wenn in Frage kommt, welche Erziehung stattfinden oder indem jener Umstand in Bezug auf Erbrechte, eheliche Verbindungen Wichtigkeit besitzen kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 826-827.
Lizenz:
Faksimiles:
826 | 827
Kategorien: