Azetylen

148. Azetylen-Gabelbrenner.
148. Azetylen-Gabelbrenner.

[133] Azetylēn, Äthin, ein gasförmiger Kohlenwasserstoff, ein mit hell leuchtender, rußender Flamme verbrennendes, beim Einatmen giftig wirkendes Gas von 0,9 spez. Gewicht; wird bei 1° und 48 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, die aber explodiert, wenn die Kompressionswärme nicht abgeleitet wird. Es entsteht aus vielen organischen Verbindungen (Äther, Alkohol, Aldehyd) bei andauernder Rotglühhitze und wird jetzt technisch aus Kalziumkarbid (s.d.) durch Zersetzung mit Wasser dargestellt; in reinem Zustande riecht es angenehm ätherisch, aus unreinem Kalziumkarbid hergestellt jedoch widerlich (nach Phosphorwasserstoff). 1 kg Karbid erzeugt etwa 300 1 A., welches 15mal so hohe Leuchtkraft hat als gewöhnliches [133] Leuchtgas. Das A. explodiert bei Berührung mit einer Flamme, wenn es mit 35-97,2 Proz. Luft gemischt ist, ohne Luftbeimischung erst bei 780°C., bei zwei oder mehr Atmosphären Druck aber schon in Berührung mit einem glühenden Körper, weshalb komprimiertes und verflüssigtes A. besonders gefährlich ist (in Deutschland verboten). In Azeton gelöst (100 l A. in 1 l Azeton) und durch Kieselgur aufgesaugt, ist flüssiges A. ungefährlich. Mit Silber und Kupfer gibt A. sehr explosible Verbindungen, weshalb Leitungen, Hähne etc. aus diesen Metallen für A. unzulässig sind. Für motorische Zwecke ist ein Gemisch von 10 Volumen A. und 12 Volumen Luft am wirksamsten (dreimal so wirksam als Leuchtgas). Die Heizkraft des A. ist 2,7 mal so groß als die des Leuchtgases. A dient auch zur Rußfabrikation. Zur Beleuchtung verbrennt man das A. in offenen Brennern, die zur Vermeidung von Verstopfung als Gabelbrenner [Abb. 148] ausgeführt sind, oder, wie beim Gasglühlicht, mit entleuchteter Flamme und Glühstrumpf; zur Beleuchtung von Eisenbahnwagen mischt man in Deutschland A. mit Fettags; diese Mischung läßt sich ohne Gefahr auf 6 Atmosphären komprimieren. – Vgl. Caro, Ludwig und Vogel (1904).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 133-134.
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