Broglie

[270] Broglie (spr. brolljih), piemont. Familie, seit Mitte des 17. Jahrh. in Frankreich angesiedelt. – Franç. Marie, Herzog von B., Marschall von Frankreich, geb. 11. Jan. 1671 zu Paris, befehligte im Österr. Erbfolgekriege das franz. Hilfsheer, 1742 mit der erblichen Herzogswürde beliehen, gest. 22. Mai 1745. – Sein Sohn Victor Franç., Herzog von B., Marschall von Frankreich, geb. 19. Okt. 1718, zeichnete sich im Siebenjähr. Kriege aus, vom Kaiser 1759 zum deutschen Reichsfürsten, von Ludwig XVI. bei Ausbruch der Revolution zum Kriegsminister ernannt, emigrierte dann, trat 1794 in engl., [270] 1796 in russ. Dienste, gest. 30. März 1804 in Münster. – Dessen Enkel Achille Charles Léonce Victor, Herzog von B., franz. Staatsmann, geb. 28. Nov. 1785 zu Paris, gehörte unter der Restauration als Pair zur liberalen Opposition, war unter Ludwig Philipp bis 1836 wiederholt Minister, vom Nov. 1835 an auch Konseilpräsident, in der Nationalversammlung (seit Mai 1849) ein Führer der Rechten, zog sich nach dem Staatsstreich 1851 zurück, gest. 25. Jan. 1870; veröffentlichte »Écrits et discours« (3. Bde., 1863) und »Souvenirs« (4 Bde., 1886-87). – Sein Sohn Jacques Victor Albert, Herzog von B., Geschichtschreiber und Staatsmann, geb. 13. Juni 1821 zu Paris, Hauptvertreter der orléanistischen Klerikalen, 1871-72 Botschafter in London, 1873-74 Vizepräsident des sog. Kampfministeriums, Mai bis Nov. 1877 Ministerpräsident des klerikal-monarchischen Kabinetts; 1876-85 Mitglied des Senats, gest. 19. Jan. 1901 in Paris. Hauptwerke: »L'Église et l'Empire romain au 4e siècle« (1856 u.ö.), »Frédéric II et Marie Thérèse« (2 Bde., 1882; deutsch 1884), »Marie Thérèse« (2 Bde., 1888), »Maurice de Saxe et le marquis d'Argenson« (2. Aufl., 2 Bde., 1893), »Malherbe« (1897), »Voltaire« (1898) u.a. – Über ihn vgl. Fagniez (Par. 1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 270-271.
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