Carnot

[311] Carnot (spr. -noh), Lazare, Graf, franz. Staatsmann, geb. 13. Mai 1753 zu Nolay in Burgund, Ingenieurhauptmann, 1791 Abgeordneter der Legislative, leitete als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses das Kriegswesen und trug an der Spitze der Nordarmee zu den Siegen der Republik wesentlich bei, 1795 Mitglied des Direktoriums, entfloh, am 18. Fructidor (1797) als Royalist zur Deportation verurteilt, nach Deutschland. Nach dem 18. Brumaire (1799) zurückgerufen, 1800 kurze Zeit Kriegsminister, 1802 Mitglied des Tribunats, erklärte er sich 1804 gegen Errichtung der Kaiserwürde und zog sich ins Privatleben zurück. 1814 Befehlshaber von Antwerpen, während der Hundert Tage Minister des Innern. Nach der zweiten Restauration verbannt, gest. 3. Aug. 1823 zu Magdeburg. Auch mathem. und fortifikatorischer Schriftsteller (C.s Befestigungsmanier). Seine »Mémoires« (2. Ausg. 1893) gab sein Sohn, seine »Correspondance« (1892 fg.) Charavay heraus. – Biogr. von Fink (1894). – Sein Sohn Hippolyte C., franz. Publizist und Staatsmann, geb. 6. April 1801 zu St.-Omer, seit 1839 Mitglied der Deputiertenkammer auf der äußersten Linken, nach der Februarrevolution 1848 kurze Zeit Minister des öffentlichen Unterrichts, nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 mehrmals in den Gesetzgebenden Körper gewählt; 1871-75 republikanisches Mitglied der Nationalversammlung, dann Senator auf Lebenszeit, gest. 16. März 1888. – Dessen Bruder Nicolas Léonard Sadi C., Physiker, geb. 1. Juni 1796 zu Paris, gest. das. 24. Aug. 1832. Sein Werk »Réflexions sur la puissance motrice du feu et les machines propres à développer cette puissance« (1824; deutsch 1892) bildet eine bedeutende Grundlage der mechan. Wärmetheorie. – Sadi C., Sohn von Hippolyte C., Präsident der Franz. Republik, geb. 11. Aug. 1837 zu Limoges, Ingenieur in Annecy, seit 1871 wiederholt Mitglied der Nationalversammlung, 1880-81 Minister der öffentlichen Arbeiten, 1885 der Finanzen, 3. Dez. 1887 zum Präsidenten der Republik erwählt, 25. Juni 1894 von dem Anarchisten Caserio in Lyon erdolcht. – Vgl. Py (1888), Dreyfous, »Les trois C.« (1888).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 311.
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