Guise [2]

[735] Guise (spr. güihs'), franz. herzogl. Familie, Nebenzweig des Hauses Lothringen, deren Stifter Claude, geb. 20. Okt. 1496, Sohn des Herzogs René II. von Lothringen, 12. April 1550 starb. Er hinterließ 5 Töchter, von denen die älteste, Maria, Gemahlin Jakobs V. von Schottland und Mutter Maria Stuarts war, und 6 Söhne, unter ihnen: François, Herzog von Lothringen, genannt le Balafré (»der Benarbte«), geb. 17. Febr. 1519, verteidigte 1552-53 Metz gegen Kaiser Karl V., eroberte 1558 Calais, riß unter Franz II. die Regierungsgewalt an sich, veranlaßte an der Spitze der kath. Partei den ersten Hugenottenkrieg, siegte 19. Dez. 1562 bei Dreux, 18. Febr. 1563 vor Orléans meuchlings erschossen (vgl. Brisset [2 Bde., 1840], Valincourt [1881]); Charles, Kardinal von Lothringen, geb. 17. Febr. 1524, Minister unter Franz II. und Karl IX., wie sein Bruder Feind der Protestanten, verdrängte die diesen zuneigenden Bourbons, gest. 26. Dez. 1574; Louis, Kardinal von G., geb. 21 Okt. 1527, gest. 28. März 1578; Claude, Herzog von Aumale und Stifter dieser Nebenlinie, Feldherr unter Karl IX., 1573 bei Rochelle erschlagen. François von G. hinterließ 3 Söhne und 1 Tochter: 1) Henri I., Herzog von G., ebenfalls mit dem Beinamen le Balafré, geb. 31. Dez. 1550, einer der Anstifter der Bartholomäusnacht und der Ermordung Colignys, bildete 1576 die Heilige Ligue gegen Heinrich von Navarra und König Heinrich III., auf Befehl des letztern 23. Dez. 1588 zu Blois ermordet (vgl. Rénauld [1879], Cauvin [1881]); 2) Louis, Kardinal von Lothringen, eifrigster Beförderer der Ligue, ebenfalls 24. Dez. 1588 ermordet; 3) Charles, Herzog von Mayenne, später Anführer der Ligue, gest. 4. Okt. 1611; 4) Katharina Maria, Gemahlin des Herzogs Louis Bourbon-Montpensier. – Der Enkel Henris I., Henri II., Herzog von G., geb. 4. April 1614, erst Erzbischof von Reims, geriet mit Richelieu in Zwist, stellte sich 1647 und 1654 in Neapel an die Spitze der Insurgenten, gest. 2. Juni 1664 als Großkammerherr Ludwigs XIV. »Mémoires« (2 Bde., 1668). Die Familie erlosch 1675; die Erbschaft kam an die Condé. – Vgl. Bouillé (franz., 4 Bde., 1850), Forneron (franz., 2. Aufl., 2 Bde., 1893).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 735.
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