Guise

[185] Guise (Güihs), franz. Adelsfamilie, [185] von Claude, dem jüngern Sohne des Herzogs René II. von Lothringen abstammend, der sich in Frankreich niederließ und sich durch eine bourbon. Prinzessin mit dem königl. Hause verschwägerte; den Herzogstitel erhielt er von dem kleinen Orte G. im jetzigen Depart. Aisne. Die berühmtesten G. sind: Franz, Sohn des Claude, geb. 1519, le Balafré (der Genarbte) genannt, war ein tapferer Feldherr, der 1552 Metz gegen Karl V. vertheidigte u. 1558 den Engländern Calais abnahm. Er war der mächtigste Mann in Frankreich, da seine Nichte, Maria Stuart, die Gemahlin des Königs Franz II. war, und um ihn zu stürzen, schloß sich der Prinz Condé den Hugenotten an. Diese versuchten sich durch die Verschwörung von Amboise des Königs zu bemächtigen, aber G. vereitelte den Plan, schlug auch 1562 die Hugenotten bei Dreux, wurde aber den 18. Febr. 1563 vor Orleans von einem hugenott. Edelmanne meuchlings erschossen; auch seine Feinde stimmen in das Lob seiner Tapferkeit, Großmuth und schonenden Kriegführung ein. Sein Bruder Charles, Cardinal und Erzbischof von Rheims, der sog. Cardinal von Lothringen, geb. 1525, gest. 1574, war als Staatsmann Secundant des kriegerischen Bruders. Franzʼs Sohn, Heinrich I., geb. 1550, erbte die Stellung seines Vaters als Haupt der Katholiken, war auch demselben in jeder Beziehung ähnlich. Seit 1576 trat er an die Spitze der Ligue, zwang König Heinrich III. dem Protestantismus in Frankreich die zugestandene Duldung wieder zu entziehen, wurde aber auf dessen Befehl den 23. Dezbr. 1588 in dem kgl. Schlosse ermordet; das gleiche Schicksal traf seinen Bruder Louis, den Cardinal, im Gefängnisse. Der 3. Bruder, Charles, Herzog von Mayenne, verglich sich mit Heinrich IV. und st. 1611 als Statthalter von Burgund. Ein Enkel Heinrichs I., Heinrich II., geb. 1614, ist bekannt durch verwegene Angriffe auf Neapel (1647, 1653 u. 54), die aber mißlangen, seine Duelle u. galante Abenteuer; er st. 1664. Das Haus der G.n erlosch 1696.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 185-186.
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