Holzschneidekunst

[822] Holzschneidekunst oder Xylographie, die Kunst, auf einer Holzplatte (Holzstock, jetzt gewöhnlich aus Buchsbaumholz) ein auf weiße Grundierung mittels Handzeichnung oder Photographie aufgetragenes Bild erhaben zum Abdruck auf der Buchdruckpresse darzustellen. Mittels Klischierens auf galvanoplastischem Wege ist es möglich, unzählige gute Abdrücke vom Holzschnitt zu machen, ohne den Stock selbst zu schädigen. Die Chinesen benutzen den Holzschnitt seit undenklichen Zeiten zum Bücherdruck; in Europa wurde er zuerst in Deutschland und Holland im 14. Jahrh. zur Herstellung von Andachtsbildern, Kalendern und Spielkarten angewendet. Der frühest datierte Holzschnitt ist ein heil. Christoph von 1423; danach druckte man ganze Bücher mittels geschnittener Holzplatten (sog. Blockbücher), wobei dieselbe Platte Text und Bilder umfaßte (Biblia pauperum, 1429 etc.). Ende des 15. Jahrh. wurde der Holzschnitt durch Dürer zu künstlerischer Bedeutung gehoben, ihm folgten Burgkmair, Holbein, Scheufelein, Lukas Cranach u.a.; weit verbreitet war er im 16. Jahrh., meist von Deutschen geübt. Im 17. Jahrh. durch den Kupferstich verdrängt, begann seine Wiederaufnahme erst im 19. Jahrh. bes. durch den Engländer Bewick, in Deutschland durch Unger (Vater und Sohn), Gubitz, Unzelmann, die Brüder Vogel, Hugo Bürkner, Höfel etc., und steht jetzt hier wie in England und Frankreich auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit, wenngleich er neuerdings als Illustrationsmittel für viele Zweige des Wissens durch die photomechan. Reproduktionsverfahren zurückgedrängt worden ist. – Vgl. Lippmann (1885), C. von Lützow (1891), Osborn (1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 822.
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