Kalender

[918] Kalender (mittellat. Calendarium, vom altlat. Calendae), Einteilung der Zeit in gewisse Perioden. Unser jetziger K. hat sich aus dem römischen entwickelt. Bis Numa Pompilius hatte das röm. Jahr nur 10 Monate; dieser führte ein Mondjahr von 355 Tagen und 12 ungleichen Monaten ein, denen von Zeit zu Zeit ein Schaltmonat hinzugefügt wurde. Die hierdurch entstandene Unordnung beseitigte Julius Cäsar 46. v. Chr. durch Einführung des sog. Julianischen K., wonach ein gemeines Jahr 365 Tage, jedes 4. Jahr als Schaltjahr 366 Tage besitzt und demnach die mittlere Länge des Jahres 3651/4 Tage beträgt. Diese ist aber 11 Min. 12 Sek. gegen das trop. Sonnenjahr zu grob, so daß zur Zeit Gregors XIII. das Frühlingsäquinoktium 10 Tage vor dem vom Konzil zu Nicäa (325 n. Chr.) bestimmten 21. März fiel; deshalb führte dieser eine genauere Einschaltungsmethode ein, wonach der alle 4 Jahre eintretende Schalttag des Julianischen K. bei den Säkularjahren (die ein Jahrhundert schließen) ausfällt mit Ausnahme der durch 400 teilbaren (wie 1600, 2000 etc.); um das Frühlingsäquinoktium wieder auf den 21. März zurückzuführen, wurden 10 Tage im Okt. 1582 ausgelassen. Dieser Gregorianische K. fand in Italien, Spanien und Portugal sofort, in den übrigen kath. Ländern sehr bald Eingang; die evang. Stände Deutschlands, Dänemark und die Niederlande nahmen ihn 1700, England 1752, Schweden 1753 an. Die Russen und die Bekenner der nichtunierten griech. Kirche rechnen noch nach dem Julianischen K. (Alter Stil), sind daher hinter den übrigen Europäern seit 1. März 1900 um 13 Tage zurück. – Im Jüd. K. ist das gemeine Jahr ein Mondjahr von 354 Tagen in 12 Monaten; zur Ausgleichung mit dem Sonnenjahr wird in einem Schaltkreis von 19 Jahren bei 7 Jahren ein Monat eingeschaltet. Da nur ein überzähliges Gemein- wie Schaltjahr einen Tag mehr, ein mangelhaftes einen Tag weniger als ein mittleres hat, haben die Juden Jahre zu 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen. – Die Mohammedaner haben ein reines Mondjahr; ihr Gemeinjahr hat 354, ihr Schaltjahr 355 Tage, Schaltjahre sind je 11 in einer 30jähr. Periode. – Der 1793 von der Franz. Republik angenommene Franz.-Republikanische K. (s. Ära) hatte 1 Jahr mit 12 Monaten (Vendémiaire, Brumaire, Frimaire, Nivôse, Pluviôse, Ventôse, Germinal, Floréal, Prairial, Messidor, Thermidor, Fructidor) zu 30 Tagen (in 3 Dekaden geteilt), nebst 5, in Schaltjahren 6 Ergänzungstagen. 1806 wurde der Gregorianische K. wieder eingeführt. – Der Hundertjähr. K. ist ein Volksbuch, worin mit Einmischung astrolog. und anderer abergläubischer Vorstellungen eine Übersicht des K. auf ein Jahrhundert gegeben wird. – Vgl. Peter, »Katechismus der Kalenderkunde« (2. Aufl. 1901); über den Gregorianischen K. Kaltenbrunner (1876, 1877, 1880).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 918.
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