Humboldt

[835] Humboldt, Alex., Freiherr von, geb. 14. Sept. 1769 zu Berlin, 1792-97 Oberbergmeister in den fränk. Fürstentümern, reiste 1797 mit L. von Buch nach Österreich, dann nach Paris und Spanien, unternahm 1799 mit dem Botaniker Bonpland eine Reise nach Amerika, durchforschte Venezuela und das Orinocogebiet, dann Kuba, Bogotá und Quito, bestieg den Chimborasso bis 5810 m, der höchsten bis dahin von Menschen erstiegenen Höhe (1802), ging darauf nach Mexiko und nach einem Aufenthalt in Habana nach Philadelphia, landete 3. Aug. 1804 in Bordeaux, lebte mit einigen durch polit. Missionen veranlaßten Unterbrechungen in Paris, mit Herausgabe seines großen, von berühmten Fachmännern unterstützten, amerik. Reisewerks »Voyage aux régions équinoxiales« (6 Abteil., 30 Bde., 1811-26; 1. Abteil.: »Relation historique«, deutsch von Hauff, 1859-60) beschäftigt, kehrte 1827 nach Berlin zurück, wo er Vorlesungen über Physische Erdbeschreibung hielt, unternahm mit Ehrenberg und G. Rose 1829 die von Kaiser Nikolaus großartig ausgestattete Expedition nach dem Ural und Altai, der chines. Dsungarei und dem Kaspischen Meere, lebte seit 1830, abgesehen von einigen diplomat. Reisen, wieder in Berlin, gest. das. 6. Mai 1859.

H. war ebenso groß in der Aneignung und Erörterung des einzelnen, wie in der Auffassung und Begründung der allgemeinen Gesetze; er hat nicht nur ein unermeßliches Material auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft und selbst der histor. Forschungen angehäuft, sondern auch stets den innern Zusammenhang, die Gesetzlichkeit der Dinge zu begründen und die Spezialitäten zu einer empirischen Gesamtanschauung zusammenzufassen gestrebt; er wurde dadurch Begründer der Klimatologie und Morphologie, der Physik des Meers und der Pflanzengeographie. Hauptwerk: »Kosmos« (5 Bde., 1845-62); außerdem »Ansichten der Natur« (1808), »Examen critique de la géographie du Nouveau Continent« (1835-38; deutsch 1836-39) u.a. – Biogr. von Bruhns (3 Bde., 1872), Günther (1900).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 835.
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