Mirabeau

[193] Mirabeau (spr. -boh), Honoré Gabriel Riquetti, Graf, franz. Politiker, geb. 9. März 1749 zu Bignon bei Nemours, Sohn des bes. durch das Werk »Ami des hommes« (1755) bekannten Victor Riquetti, Marquis de M. (geb. 5. Okt. 1715, gest. 13. Juli 1789), von diesem wegen seines wilden Lebens mehrfach, zuletzt 1777-80, zu Vincennes in Haft gebracht, griff seit 1784 die Finanzverwaltung Calonnes heftig an, ging 1785 in geheimer Sendung nach Berlin, ließ sich 1789 als Vertreter des Dritten Standes in die Generalstaaten wählen, entschied durch seine kühne, hinreißende Beredsamkeit den Sieg desselben in der Nationalversammlung; da er an Stelle des gestürzten feudalen Staates den monarchischen Verfassungsstaat erstrebte, insbes. mit Hilfe des Hofs das parlamentarische Ministerium zu erlangen suchte, verlor er zum Teil seine Popularität, ward dennoch 1790 Präsident des Jakobinerklubs, 1791 auch der Nationalversammlung, gest. 2. April 1791; schrieb: »De la monarchie prussienne sous Frédéric-le-Grand« (1787 fg.; deutsch 1794-96) u.a.; wichtig auch die »Mémoires« (8 Bde., 1834) und »Correspondance entre le comte de M. et le comte de Lamarck« (3 Bde., 1851; deutsch 1854). – Biogr. von Stern (2 Bde., 1889), Mézières (1892), Erdmannsdörffer (1900).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 193.
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