Scholastiker

[649] Scholastĭker, bei den Römern Lehrer der Beredsamkeit; dann die Philosophen des Mittelalters, deren Lehre, die Scholástik (scholastische Philosophie), als Grundcharakter die Beschränkung der philos. Untersuchung auf die Theologie hatte. Vorbereitet wurde dieselbe vom 9. bis 11. Jahrh. durch Scotus Erigena, Gerbert (Papst Sylvester II.), Berengar von Tours, Lanfranc und Anselm von Canterbury; ausgebildet bes. durch den Mitte des 12. Jahrh. von Roscellinus angeregten Streit der Nominalisten und Realisten (s. Nominalismus), der zugunsten der letztern entschieden ward. Die Theologie wurde immer mehr Richtschnur und Regel der Philosophie; letztere hatte nur die feststehenden Glaubenslehren zu begründen und in ein System zu bringen (»die Philosophie die Magd der Theologie«), und hierzu wurden in ausgedehntester Weise die Logik und Dialektik des Aristoteles angewendet. Hauptvertreter der Scholastik sind Alexander von Hales, Albert d. Gr., Thomas von Aquino und Duns Scotus. Die Mystik und die Streitigkeiten innerhalb der S. im 14. Jahrh. (Thomisten und Scotisten) führten den Verfall der Scholastik herbei; wieder aufgenommen wurde ihre Lehre in den Jesuitenschulen. – Vgl. Kaulich (1863), Stöckl (1864-66), Liliencron (1876), Werner (4 Bde., 1881-87), von Eicken, »Geschichte und System der mittelalterlichen Weltanschauung« (1887).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 649.
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