Seidenspinner

1719. Seidenspinner.
1719. Seidenspinner.

[683] Seidenspinner, verschiedene Schmetterlinge der Spinnerfamilie, deren Raupen einen zur Herstellung der Seide (s.d.) dienenden Kokon spinnen, namentlich der gewöhnliche S. (Maulbeer-S., Bombyx mori L.), 40-50 mm spannend, gelblichweiß, mit blaßbräunlichen Querbinden und halbmondförmigem Fleck auf den Vorderflügeln, aus China stammend. Raupe (Seidenraupe, Seidenwurm [Abb. 1719 a]) durchschnittlich 6 cm lg., glatt, weißlich, hinten mit kurzem Horn, lebt auf dem weißen Maulbeerbaum; die eben aus den mohnkorngroßen, scheibenförmigen Eiern (Grains, Graines) ausgekrochenen Räupchen sind braun, häuten sich bis zur Verpuppung (in sechs Wochen) viermal, spinnen sich [683] dann in ein glattes, ovales Gespinst (Kokon) ein, worin sie sich verpuppen [b Puppe im geöffneten Kokon]. Der den Kokon bildende Seidenfaden ist etwa 1000 m lg.; nach seiner Farbe unterscheidet man die Raupen in Gelbspinner, Weißspinner, Grünspinner. Der Schmetterling [c Männchen, d Weibchen] schlüpft nach 2-3 Wochen aus, das Männchen stirbt bald nach der Begattung, das Weibchen, nachdem es 200-300 Eier an die Stämme des Maulbeerbaums gelegt hat. Seidenzucht (Seidenbau) wird in besondern großen Zuchtanstalten oder als Nebenindustrie in Häusern getrieben; die Raupen werden mit Laub des Maulbeerbaums gefüttert. Zum Einspinnen und Aufhängen der Kokons wird ein Spinnwald oder Spinnhütten aus Reisig etc. errichtet; die Puppen, deren Kokons Seide liefern sollen, werden 10 Tage nach dem Einspinnen durch Hitze getötet, die schönsten aber zur Nachzucht benutzt. Zahlreiche Krankheiten der Raupen beeinträchtigen die Zucht, so: Gelb- oder Fettsucht, Schlafsucht etc., vor allem aber Muskardine (s.d.) und Gattine (s.d.). – Andere S. sind der Joree-S. (Bombyx religiōsae) in Assam, der nordamerik. Eichen-S. (Attăcus Polyphēmus), der japan. Eichen-S. (Attăcus Yamamaï oder Yama-mayu) und der Ailanthusspinner (Saturnĭa Cynthĭa), auf Ficus, Eiche, Ailanthus etc. lebend. – Vgl. Weißweiler (1875), Brinckmeier (2. Aufl. 1886), Bolle (1893 u. 1898), Völschow (1902); Krankheiten: Bolle (1874).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 683-684.
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