Seide

677. Gespinstfasern
677. Gespinstfasern

[683] Seide, das Gespinst der Seidenraupe (s. Seidenspinner), womit sich diese vor ihrer Verpuppung umgibt; über den Seidenfaden s. Gespinstfasern [Abb. 677 h]. Die ovale Puppenhülle (Kokon) ist mit einer rauhen Faser, der Flock-S., bedeckt, worunter die feine S. liegt (s. auch Florett). Die Zubereitung der S. besteht in Tötung der Puppen durch trockne Erhitzung in einem Backofen oder durch Wasserdampf, in Sortieren der Kokons, in Haspeln der S. (Filanda oder Seidenspinnerei), wodurch die Roh-S. gewonnen wird; hierauf folgt das Zwirnen, Filieren oder Moulinieren, wobei die verschiedenen Gattungen in der Seidenmühle (Filatorium) erzeugt werden. S. auch Degommieren. Zu Kettenfäden dient die Organsin (s.d.), zum Einschlag die Trama (s.d.). Marabuseide ist ungekochte stark gezwirnte, daher sehr steife S. Titrierung der S. hat den Zweck der Bestimmung ihrer Fadenlänge und Feinheit; die Konditionierung (s.d.), die Bestimmung ihres Wassergehalts. Tussah-S. stammt von den Raupen ind. Spinner. Vegetabilische S. sind die Samenhaare der Seidenpflanze (s. Asclepias). Über Muschel-S. s. Byssus; Kunstseide (s.d.), Spinnenseide (s.d.). Die Seidenfärberei ist einer der wichtigsten und schwierigsten Zweige der Färberkunst. Die Weberei und Appretur der S. stimmt mit dem Weben baumwollener, leinener und wollener Zeuge überein; man verfertigt glatte, geköperte, gemusterte und samtartige Stoffe, deren Benennungen höchst mannigfaltig sind. Halbseidene Stoffe sind mit Baumwolle, Leinen oder Wolle gemischt. – Den Chinesen war die S. schon um 2000 v. Chr. bekannt. Nach Europa scheint sie durch Alexanders des Großen Eroberungszug gekommen zu sein. Gegenwärtig sind China, Indien, Italien und Frankreich die Hauptproduktionsländer für Roh- und verarbeitete S. Deutschland hat nur in Krefeld und Elberfeld nennenswerte Seidenindustrie.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 683.
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