Adler (Naturwissenschaft)

[64] Adler (Naturwissenschaft), Aar (Aquila falco), mit Ausnahme des Condors, der größte Raubvogel. Nicht mit Unrecht nennt man ihn den Königsvogel; denn sein stolzer Anstand ist wahrhaft königlich[64] und erhaben. Selbst bis zu den kleinsten Abarten dieses großen, prächtigen Thieres, zum Thurm- und Taubenfalken herab, findet man eine Größe und Erhabenheit in seinen Bewegungen, welche in Staunen setzt. Der größte, vorzugsweise Adler oder Aar genannt, während die andern Falken heißen, ist dunkelbraun von Gefieder, hat mächtige Krallen, welche man Fänge nennt, einen starken, scharfen Schnabel, glänzende Augen, mit denen er auf eine unglaubliche Entfernung sieht, und seine Beute, welche nur aus warmblütigen Thieren besteht, erspäht. Seine edle Gestalt und seine Kraft haben ihn zum Symbol der Herrschaft, der Königswürde erhoben, in welcher Eigenschaft ihn bereits die alten Griechen gebraucht haben, die ihn den Vogel des Zeus nennen, dem er die Blitze trägt. Viele Könige, Staaten, Städte haben ihn in ihr Wappen aufgenommen; den Römern und den Franzosen diente er statt der Fahne in den Kriegen; die Kaiser des Morgenlandes nahmen den doppelköpfigen Adler an, um damit die Herrschaft über zwei Welttheile anzudeuten; Rußland und Oestreich führen gleichfalls den sogenannten Doppel-Adler.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 64-65.
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