Aetna

[90] Aetna. Von den Siciliern Monte Gibello genannt, ist der größte feuerspeiende Berg in Europa. Seine Höhe wird verschieden – auf 10,300 bis 11,550 Fuß angegeben. Er ist von allen Schönheiten eines warmen Himmelsstriches umgeben, Datteln (Palmen), Cactus, Aloë, Ajave – lauter tropische Gewächse, – Lorber, süße Orangen, die herrlichsten Südfrüchte gedeihen an seinem Fuße. Aus dem üppigen Schoße dieses Hesperidengartens erhebt sich der bewaldete Gürtel, mit den prächtigsten Ahorn, Platanen, Pinien, Eichen, Kastanien geschmückt. Unter diesen letzteren ist der Castanio di centi cavalli berühmt, weil in seinem Schatten 100 Pferde stehen können. Er ist gespalten; fünf einzelne Bäume, welche ehemals einen Stamm ausgemacht haben sollen, bilden ihn jetzt; in ihrer Mitte steht ein Häuschen zur Aufbewahrung der Früchte. Ueber dem Walde erhebt sich ein Schneekegel, weil der Berg bei 11,900 Fuß, schon mit 3000 Fuß über der Gränze des ewigen Schnees steht. Letzterer macht einen bedeutenden Handelsartikel aus, denn er wird in ganzen Schiffsladungen nach Sardinien und Corsika, nach Malta und den ionischen Inseln, und nach allen Küsten Italiens geführt. Der Berg ist ein gefährlicher Nachbar; alle Anwohner desselben haben seine Schrecken schon erfahren, sie wohnen auf Asche und verwitterter Lava, welche ringsum Alles überschwemmt hat. Beinahe jedes Dorf und jede Stadt ist von seinen Ausbrüchen mehr als Einmal gänzlich zerstört worden, doch immer wieder bauen sich die Menschen auf dem unerschöpflichen, überaus fruchtbaren Boden an, und denken nicht mehr daran, daß sie unter den Klauen eines brüllenden Löwen wohnen. 1537 wurde durch seinen Ausbruch Messina zerstört, 1669 und später noch mehrere Male, traf die Stadt Catania dasselbe Loos. Bei dem Ausbruche[90] von 1693, büßten gegen 60,000 Menschen das Leben ein; die letzte erhebliche Eruption ereignete sich 1832.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 90-91.
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