Allegro

[148] Allegro heißt in der musikalischen Kunstsprache lebhaft, munter, und wird von den Tonsetzern als Bezeichnung solcher Tonstücke gebraucht, welche lebhaft und rasch vorgetragen werden sollen. Soll das Wort A. nur die Bewegung eines Tonstückes andeuten, so wird zur Bezeichnung des Charakters noch ein Wort hinzugefügt, wie z. B. Allegro furioso, wo das furioso bezeichnet, daß das Tonstück mit wüthender, rasender Leidenschaftlichkeit vorgetragen[148] werden soll. Die Bewegung des A. ist aber sehr verschiedenartig. In Sinfonien, Sonaten, Concerten und Messen muß das A. eine gewisse Ruhe, einen Ernst und eine Feier ausdrücken, weßhalb A. hier gewöhnlich zugleich Bezeichnung des Charakters des Tonstücks ist, wogegen das A. des Finale's mehr Munterkeit und Laune athmen muß. Oft ist aber das letzte A. eine Combination verschiedenartiger Leidenschaften (besonders in Beethoven's Werken), wo dann zur nähern Bezeichnung des Charakters vom Tonsetzer eine nähere Bestimmung gegeben werden muß. Ein Tonstück heißt auch oft selbst ein Allegro, wogegen man ein sich in der Bewegung mehr dem Andantino näherndes Stück ein Allegretto nennt. Die verschiedenen Abstufungen des Allegro sind: A. allegro, welches eine Verdoppelung in der Bewegung des A. bezeichnet; A. assai oder molto, sehr rasch und lebendig; A. con fuoco, rasch und feurig; A. maestoso, rasch, dabei aber erhaben und majestätisch. A. ma non troppo, rasch, jedoch nicht zu sehr; A. moderato, mäßig rasch, eine Bewegung, welche zwischen Andantino und Allegretto die Mitte bildet. So umständlich auch alle diese Tempobezeichnungen sind, so herrscht doch über die genaue Bestimmung derselben unter den Tonsetzern eine große Verschiedenheit. Der Geschmack und das seine Gefühl wird Jedem die beste Richtschnur sein, nach welcher er ein Tonstück mit einer der obigen Bezeichnungen vorträgt. Dazu muß aber der Vortragende durchaus die Gabe besitzen, sich in die Gefühle des Verfassers zu versetzen, um das Tonstück charakteristisch wiederzugeben, wie es der Tonsetzer vorgetragen wissen will.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 148-149.
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