Bambus (Botanik)

[431] Bambus (Botanik), eine in die natürliche Familie der Gräser und Rohrarten gehörige, von Linné in die 6. Klasse erster Ordnung gesetzte Pflanzengattung. Man nimmt zwei Hauptarten an: bambusa arundinacea, von welcher das Bambusrohr kommt, und bambusa verticillata, beide in Indien einheimisch. Es erreicht eine Höhe von 80 Fuß. Der Stamm wird 12 bis 15, ja zuweilen 20 Fuß hoch, ehe die Zweige hervorkommen, und hat eine baumartige Dicke. Dann theilt er sich in Aeste, deren Zweige aus Gelenken bestehen, die inwendig hohl und mit einem lockern Mark angefüllt sind, und zum Auffangen des Palmweins und anderer Flüssigkeiten benutzt werden. Aus den Knoten an den Gelenken des Stammes schwitzt eine reine, süße Substanz, die vor Zeiten, als man noch kein eigentliches Zuckerrohr baute, die Stelle des Zuckers vertrat und Bambuszucker oder Tabaxir hieß. Die Blätter sind lanzettförmig und gestreift. Das Bambusrohr wird 50 bis 60 Jahr alt, ehe es eine Blüthe treibt, die jedoch gleich nach der Blüthezeit wieder abfällt. Die Chinesen und Indianer wissen sich sehr geschickt dieses Rohrs zu vielerlei Dingen zu bedienen. Sie bedecken ihre Boote damit, bauen aus dem härtern Holz Schiffe, ja sogar Häuser, benutzen es zu Meubles und Brennholz, gebrauchen die Blätter zum Einpacken ihrer Waaren, in lange[431] Streifen geschnitten zum Flechten von Matten, Körben und Hüten und bereiten aus der innern Rinde Papier. Unsere Bambusstöcke werden aus jungen Schößlingen gemacht. Die Reproduktionskraft ist bei den Bambusarten eben so stark, wie bei dem gemeinen Rohrschilf, so daß sie in manchen Gegenden, wo sie wild wachsen, ganze Wälder bilden.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 431-432.
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