Basthüte

[459] Basthüte, sollten richtiger Holzhüte heißen, weil dieselben nicht aus Bast, sondern aus dünnen, seinen Holzstreifchen verfertigt werden. Diese Hüte zeichnen sich durch Leichtigkeit und Wohlfeilheit, aber auch durch geringe Haltbarkeit, aus, und werden vorzüglich in Italien und im südlichen Frankreich verfertigt. Nur in südlichen Gegenden soll das Weidenholz, dessen man sich hierzu bedient, die nöthige Vollkommenheit erlangen. Die jungen Zweige der Weide werden in Gruben mit feuchter Lehmerde bedeckt und nach mehreren Monaten erst herausgenommen. Mit eigens hierzu eingerichteten Messern werden sie nun in dünne Streifchen geschnitten, von denen 7 oder 9 alle Mal zu einem langen, dünnen Bande zusammengeflochten werden. Aus diesen Bändern werden runde flache Bastplatten verfertigt. Jede solche Bastplatte gibt einen Hut, indem aus ihrer Mitte ein kreisrundes Stück, nach Maßgabe der erforderlichen Kopföffnung, ausgeschnitten wird. Das ausgeschnittene Stück wird zum Boden des Hutkopfes genommen und zwischen dasselbe und die Kopföffnung ein ebenfalls aus den geflochtenen Bändchen gefertigter, hinlänglich breiter und hoher Streifen, ein sogenanntes Bandeau, eingesetzt. Man verfertigt auch Hüte, wo ein einziges, von der Mitte des Kopfes ausgehendes Bändchen den ganzen Hut bildet. Man pflegt die Hüte verschieden zu färben, man flechtet wohl auch die Bänder sogleich aus verschiedenfarbigen Streifchen zusammen, die schönsten Basthüte aber sind die weißen, welche die natürliche Farbe des Holzes haben, indeß verlieren sie ihre Schönheit[459] bald durch Einfluß der Luft und des Lichtes, indem sie anfangs gelb, dann immer dunkler und endlich braun werden.

O. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 459-460.
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