Beiram

[487] Beiram, Bairamsfest. Das Osterfest der Türken, das auf den Ramadan, die großen Fasten, folgt, und drei Tage dauert. Schon vor Sonnenaufgang sind die Hausthüren mit Lampen, Blumenkränzen und anderem Festschmuck behangen, die Moscheen erglänzen in prachtvoller Beleuchtung, das gemästete Osterlamm wird in stattlichem Aufzuge zur Schlachtbank geführt, der Donner von hundert Kanonen kündigt den Morgen an. Hundertfach erwiedern den Gruß des Geschützes die zahllosen Schiffe aller Nationen, welche im Hafen von Konstantinopel vor Anker liegen. Jedermann kleidet sich in das festliche Beiramsgewand, das ein Staatsanzug in jeder Familie und oft ein Erbschaftsstück ist. Der Sultan hält am ersten Tage seinen feierlichen Zug durch die Stadt von der Moschee des Sultans Achmet nach der hohen Pforte des Serails. Voran geht eine Abtheilung Militär, theils Infanterie, tbeils Artillerie; ihnen folgen die Großwürdenträger des Reichs in ihrer von Gold- und Silberbrokat starrenden altbyzantinischen Tracht, insgesammt zu Pferde. Hierauf kommt der Mufti mit den Ulemas und der Kislar-Aga, das Oberhaupt der schwarzen Verschnittenen, später der Reis-Effendi, der Vesir, endlich der Sultan selbst, von seinen vornehmsten Dienern umgeben. Alles strotzt von Pracht und Reichthum. Der Schatzmeister wirft neu geprägte Paras unter das Volk und sein Secretär nimmt die Bittschriften der Bedrückten oder Unglücklichen an. So hält der Sultan, bei dessen Anblick sich seine Unterthanen[487] das Gesicht verhüllen, seinen Einzug in das Serail. Jetzt beginnen Opfer und Schmausereien aller Art zu Ehren Muhamed's und des Propheten Abraham. Der zweite und dritte Tag ist dem Dscheredspiel in der Ebene bei Foudukly, einem Landhause des Sultans, gewidmet. Um den Cirkus gruppirt sich amphitheatralisch die ganze Bevölkerung. Die Frauen, tief verschleiert, gleich gekleidet, haben ihren eigenen Platz, der Sultan mit seinen Kronbeamten sitzt in der Mitte auf einem erhöhten Throne und gibt das Zeichen zum Beginn des Tourniers. Eine Schar Edler des Hofes, prächtig gekleidet, rennt in den Cirkus, schwingt den stumpfen Wurfspieß, sondert sich in zwei Parteien, und wirft die Lanzen nach den Gegnern. Gemeiniglich geht dies ohne große Beschädigung ab. Dies Spiel erinnert an die maurischen Kampfspiele und spätern Tourniere. Wenn dies geendigt, folgen verschiedene theatralische Vorstellungen, Possen, Bärenhetzen, Reiterkunststücke. Alles dies wiederholt sich auch am dritten Tage. Zum Beiramsfeste erhält der Großherr das alljährige Geschenk für seinen Harem von den Großen seines Hofes, es besteht dies aus der schönsten Jungfrau, welche in seinen Staaten zu finden ist.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 487-488.
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