Choin, Marie Emilie Joly de

[378] Choin, Marie Emilie Joly de, von einer adeligen Familie aus Savoyen abstammend, zu Bourg geboren, erhielt eine Anstellung als Hofdame bei Madame Charlotte Elisabeth von Orleans,[378] der zweiten Gemahlin Monsieurs, des Bruders Ludwig's XIV. Hier wurde sie vom Dauphin, dem einzigen Sohne des Königs, bemerkt, und ohne schön zu sein, ja selbst ohne sich durch Anmuth und Liebenswürdigkeit oder Geist auszuzeichnen, gewann sie seine Zuneigung in dem Grade, daß von vielen Seiten behauptet wird, er habe sich mit ihr nach dem Tode seiner Gemahlin heimlich vermählt. Wenigstens ist soviel gewiß, daß des Prinzen Liebe zur Verschwendung und Sittenlosigkeit aufhörte, und daß sein Lebenswandel geregelter und zurückgezogener ward. Niemals aber hat Frau von Choin Einfluß am Hofe gewonnen, ja selbst der Aufwand, den sie machte, blieb durchaus ein geringer, denn mit der edelsten Uneigennützigkeit lehnte sie die Anerbietungen des Dauphins, ihr Reichthümer zuzuwenden, ab. Sein Tod veranlaßte sie, sich gänzlich zurückzuziehen, und fortan nur ihren Kindern und einem beschränkten Kreise von Freunden zu leben. Unbemerkt endete 1744 ihr Leben, das längst vergessen war, noch ehe der Tod sie abgerufen hatte.

A. V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 378-379.
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