Diamanten

[164] Diamanten. Diese glänzenden Zierden reicher Frauen sind nicht nur die kostbarsten, härtesten und feurigsten im funkelnden Reiche der edlen Gesteine, sondern auch die wunderbarsten, ihres so viel bestrittenen, eigentlichen Wesens halber. Aeltere Mineralogen zählen sie zu den Quarzen und nannten sie die reinsten unter den Kieseln, bis wiederholte Versuche bewiesen, daß der Diamant, dem weder Stahl noch die ätzendsten Säuren etwas anhaben können, sich im Schmelztiegel verflüchtigt und demnach, der Flamme unterworfen, unter die verbrennlichen Stoffe gehört. Neuere Chemiker halten ihn für verdichteten Kohlenstoff, und das ist es, was den wunderbaren Erzählungen von alchymistischen Versuchen, aus Kohlen Diamanten zu bereiten, zum Grunde liegt. Im rohen Zustande umgibt diese sehr verschiedenartig gestalteten Juwelen eine erdartige Rinde, und nur durch das Schleifen mit ihrem eigenen Staube, der von den geringsten unter ihnen genommen wird, erhalten sie den feenhaften Schimmer, welcher ihnen nebst der Härte jenen hohen Werth gegeben hat. Der Diamant vom reinsten Wasser, d. h. der durchsichtigste, ist stets der kostbarste; die in's Gelbe, Rothe, Blaue und Grüne spielenden, werden am wenigsten[164] geschätzt. Am meisten gesucht sind die orientalischen oder asiatischen Diamanten, die sich in den reichen Minen von Golconda, Visapur und Drian, und auf Borneo und im Sande der Flüsse finden. Die brasilianischen haben weit geringern Werth, und ziemlich unbedeutend sind die sächsischen und böhmischen. Ist es nun auch namentlich Härte, Form und Farblosigkeit, was den Werth des Diamants bestimmt, so kommt doch auch sehr Viel auf das Schleifen desselben an. Die geschliffenen Steine aber tragen die Namen: Tafelsteine, Dicksteine, Rosetten und Brillanten. Letztere sind die theuersten, weil sie unten und oben erhaben und mit Facetten, seinen sternartig zusammenlaufenden Flächen geschliffen werden. Die Rosette ist unten platt und oben wie der Brillant; der Tafelstein oben und unten abgeplattet, hat nur an den Seiten Facetten; der Dickstein ebenfalls, nur ist er, wie schon sein Name besagt, dicker. Meistens mit Folie unterlegt, um seinen natürlichen Glanz noch zu erhöhen, sieht man den Diamant selten à jour gefaßt, außer bei jenem unübertrefflichen Halsschmucke, der nur eine einzige Reihe großer Steine zeigt, und den man in Frankreich, wo er gegenwärtig zum vollendetsten Putze einer Dame von Stande unentbehrlich ist, une rivière nennt. Der Kronschatz desselben Landes besitzt den berühmten Diamant, welchen der Herzog von Orleans, Regent während der Minderjährigkeit Ludwig's XV., käuflich an sich brachte, nachdem er zuvor die romanhaftesten Wanderungen gemacht hatte. Man nannte ihn, seinem Besitzer zu Ehren, den Regenten, und er wird 12 Millionen Livres an Werth und 136 Karat schwer, nur von dem des Großmoguls, der 279 Karat wiegt, übertroffen. Die Kaiserin Katharina II. von Rußland erkaufte mit 2,250,000 Livres und 100,000 Livres Leibrenten den dritten der Art, von der Größe eines Taubeneies. In Sachsen soll außer den Krondiamanten des grünen Gewölbes in Dresden, die Prinzessin Louise, Gemahlin des Prinzen Maximilian, den schönsten Diamantenschmuck besitzen.[165]

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 164-166.
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