Epheu

[451] Epheu, zur Familie der Caprifolien gehörend, ist ein hochsteigendes Rankengewächs. Der gemeine Epheu wächst in Japan, Asien und Europa, besonders in deutschen Wäldern und wird in [451] Gärten zur Bekleidung von Gebäuden, Mauern, Felsenwänden u. s. w. benutzt. In der Jugend ist der Stamm schlank, ästig, sehr wurzelnd und kletternd; die glatten, immer grünen Blätter sind eckig und glänzend. Im Alter wird der Stamm ziemlich dick, fast baumartig. Die Rinde ist weich, borstig und aschfarbig. An den Ranken befinden sich wurzelartige Zasern, mit welchen er sich so fest in die Rinde der Bäume einwurzelt, daß der Stamm unten abgehauen werden kann, ohne daß er vertrocknet, weil er immer noch Saft genug aus denselben an sich zieht. Selbst in die Ritzen der Felsenwände und Mauern dringen diese Zasern mit solcher Kraft ein, daß sie Fugen aus einander sprengen. Im Spätherbst treibt der Epheu an den obern Ranken mosige, gelbgrüne Zwitterblumen in Doldenform; gegen den Winter zeigen sich Früchte in Gestalt kleiner runder, schwarzer Beeren, die im Frühjahr reisen und 3–5 Samenkörner enthalten. Doch erscheint die Blüthe in kalten Gegenden nicht, und selbst in wärmern nie eher, als bis der Epheu über seine Stütze hinausgelaufen ist. So lange er noch Etwas findet, woran er sich anhalten kann, bleibt er unfruchtbar, auch wird der Stamm nicht baumartig, bis man ihn hindert, weiter zu steigen. Der fünfblättrige, aus Nordamerika stammende Epheu eignet sich wegen seines starken Wachsthums vorzüglich zur Bekleidung von Mauern und Wänden, denen er nicht schadet, sondern ihnen vielmehr als Schutz gegen Kälte und Regen dient. Die Fortpflanzung geschieht sehr leicht durch Wurzelranken. Im Orient und südlichen Europa, wo der Epheu mehr die Gestalt eines Baums annimmt, fließt entweder von selbst, oder durch Einschnitte ein Harz heraus, welches in den Apotheken Gummi Hederä genannt wird und zertheilende Kräfte haben soll. Die Blumensprache gedenkt des Epheu's als: kindliches Anschmiegen.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 451-452.
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