Epheu

[791] Epheu, 1) die Pflanzengattung Hedera aus der Familie der Araliaceen, mit vorspringendem od. gezähntem Kelchrande, 5–10 an der Spitze nicht mützenförmig zusammenhängenden Blumenblättern, 5–10 Staubgefäßen, 5–10 zusammenneigenden od. in einen einzigen zusammengewachsenen Griffeln u. 5–10fächerigen Beeren; 2) insbesondere deren Art H. helix, Gemeiner E. in den meisten Ländern Europas häufiger, kletternder Strauch, mit zahlreichen Saugwurzeln, an Mauern, Felsen, Bäumen sich fest anlegend u. dieselben bisweilen haushoch überziehend. Die abwechselnden, lang gestielten, lederartigen, immergrünen Blätter an den Zweigen sind winkelig drei- bis fünflappig; an den aufrecht stehenden Blüthenzweigen eiförmig. Die grünlichen doldenständigen Blüthen bringen schwarze, erbsengroße Beeren. Nur sehr alte, große, an Mauern wachsende Stöcke kommen zur Blüthe. In Gärten kommt der E. mit bunten, auch größeren Blättern vor. Auf den Canarischen Inseln wächst eine Art mit rothen Beeren: H. canariensis, u. im Orient, bis nach Indien, eine viel größere, mit gelben Früchten: H. chrysocarpa, welche bes. dem Bacchus geheiligt war. Die Blätter gebrauchte man sonst in Absud bei Hautausschlägen, Geschwüren etc., empfiehlt sie in neuerer Zeit gepülvert gegen Lungenkrankheiten, legt sie auch frisch auf Fontanelle u. Seidelbastwunden, um eine gelinde Eiterung zu unterhalten, u. in Essig geweicht auf Leichdornen, um diese zu vertreiben. Aus dem sehr porösen Holze dreht man Fontanellkügelchen, benutzte es auch im Alterthum, um den Wein zu filtriren, der dadurch entwässert werden sollte. Die säuerlich-bitterlichen Beeren sollen Schweiß treiben u. Brechen erregen. Aus dem Stamme schwitzt, bes. im Orient, das in rauhen, zerreiblichen, braunen od. dunkelgrünen, halbdurchsichtigen, auf dem Bruche glänzenden Stücken, gerieben od. auf glühende Kohlen gestreut, wohlriechende Epheuharz (Gummi hederae), jetzt nur noch als Zusatz zu Räucherpulvern in Gebrauch.[791] Als Zierpflanze in Töpfen gezogen ist der E. sehr beliebt; man hat von ihm auch eine gold- od. silber- gescheckte Abart, die wegen ihres schönen Ansehens sehr beliebt ist. E. liebt übrigens Lauberde, viel Schatten u. nicht zu viele Feuchtigkeit; gewöhnlich wird er durch Stecklinge fortgepflanzt. Gern benutzt man ihn auch zur Bekleidung von rauhen Wänden u. Grabstätten. Der E. war dem Bakchos gewidmet; daher er selbst u. die in dessen Mysterien Eingeweihten Epheukränze trugen, so auch Priester u. Volk an Festen des Gottes Epheuranken dienten häufig zu Einfassungen von Vasen u. Trinkgeschirren. Jetzt ist der E. das Symbol der Beständigkeit.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 791-792.
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